MIMPI MANIS

oder

Eine Familie erfüllt sich ihren Traum von Freiheit



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Januar: Das neue Jahr hat angefangen und was machen wir? Ein Tagesausflug nach Lobos ist angesagt, einer kleinen Insel ca. 10 sm südlich von Lanzarote, um der Familie zu zeigen, dass das Boot wirklich segeln kann. Es wird schon ein wenig eng, als alle schließlich an Bord sind und wir zu 10 den Hafen verlassen. Die Fahrt dorthin ist angenehmes Raumschotsegeln und in weniger als 2 Stunden sind wir bereits dort. Leider lässt sich die versprochene Sonne nicht blicken und es ist zu kalt und zu windig zum Baden und Schnuppertauchen. Also nur den selbergemachten Kuchen gefuttert und den interessierten Neffen das Schiff gezeigt. Zurück wollte der Wind dann nicht mehr wie wir wollten und so mussten wir gegen einen 5er Nordwind ankreuzen. Schade eigentlich, denn am Vormittag hatten wir noch wunderschönen NE! Trotz allem, es war ein schöner, geselliger Familienausflug.

Auch wenn wir glaubten, bereits alles für die Atlantiküberquerung vorbereitet und eingekauft zu haben, so fällt uns immer wieder ein Drumm ein, das auf unsere Besorgungsliste kommt: der Lötkolben, der vor ein paar Tagen kaputtgegangen ist, die Gewindeschneider, die abgebrochen, bzw. mit einem leisen Platsch ins Hafenwasser gefallen sind, ein verlorengegangener Stopfen vom Spülbeckenabfluss, auch unsere angeblich unzerbrechliche Kaffeekanne beweist, dass unzerbrechlich ein sehr splitternder Begriff ist. Grübel, grübel.... und was heißt denn Fettpresse gleich wieder auf Spanisch??? Und Natriumbisulfit?? Unser Lexikon ist leider genauso überfordert wie wir, und so versuchen wir mit Händen und Füßen, Zeichnungen und spanischen Umschreibungen den halb verzweifelten Verkäufern unsere Sonderwünsche zu erklären. Wir können es selbst kaum glauben, als am Ende des Tages unsere Besorgungsliste auf nahezu 0 geschrumpft ist und wir unsere Errungenschaften aufs Boot schleppen.

Da wir mit unseren Besorgungen schneller als gedacht sind, nutzen wir den restlichen Nachmittag zum Sightseeing. Zusammen mit Opa und Oma, die uns auf unserer Einkaufstour durch Arecife begleitet haben, fahren wir zur Fundación César Manrique, dem ehemaligen Wohnhaus des berühmten Inselarchitekten, das heute als Museum dient. Nur unter Protest begleiten die Kulturbanausen Stephan und Opa ihre Damen, hätten die beiden doch viel lieber in irgendwelchen Schrauben - und Bootszubehörläden herumgestöbert, als sich Manriques Wohnstatt und dessen moderne Kunstwerke anzusehen. Am Ende sind jedoch alle begeistert und beeindruckt (Zitat Stephan: „halb schön“, und das will was heißen, wenn's um Kultur geht!!) von der Architektur des Hauses, dessen Untergeschoss aus 5 unterirdischen, elegant gestalteten Vulkanblasen besteht.

Auf dem Weg zurück nach Playa Blanca nochmals Großeinkauf im Supermarkt. Eigentlich fehlen uns ja nur noch ein paar Kleinigkeiten, wie Klopapier, Milch und Bier, doch der Einkaufswagen ist wieder mal bis zum Rande gefüllt! Wohin nur mit all den Sachen?! Beim Einstauen bemerken wir: DAS SCHIFF IST VOLL! Na ja, nicht übervoll, aber doch so voll, dass wir unsere Einkaufsaktivität zurückschrauben müssen. Aber im Prinzip haben wir alles. Das Schiff ist startklar für die Abfahrt nach La Gomera am 10. Januar.

Die verbleibenden Tage verbringen wir noch zusammen mit unserer Familie. Lena genießt es mit ihrer Cousine Verena und ihren Cousins Manuel und Johannes am Strand zu spielen. Leider vergeht die Zeit viel zu schnell. Am 8.Januar heißt es schließlich Abschied nehmen. Wann werden wir sie wiedersehen??? Hoffentlich bald schon wieder! Wie wir Abschiede inzwischen hassen! Aber es hilft nix: die Familie fliegt nach Hause und für uns geht die Reise in 2 Tagen schon weiter. Wir winken ihnen ein letztes Mal zu und kehren ein wenig traurig zu unserem Boot zurück. Noch ein paar Kleinigkeiten wollen erledigt werden, hier ein Schraube festziehen, dort noch schnell etwas verstauen, Vorkochen, Wäsche waschen und natürlich noch ein letztes Mal das Boot von vorne bis hinten durchputzen, bevor unser Mitsegler Flo an Bord kommt und wir am selben Tag noch die Leinen loswerfen für die große Fahrt über den Teich....

Schön langsam macht sich Nervosität bei uns breit. Die Nacht haben wir kaum geschlafen, sondern abwechselnd bis 6 Uhr früh vor dem Computer gesessen und geschrieben. So richtig müde war von uns beiden sowieso keiner. Heute soll's also losgehen. Hoffentlich legt sich auch der Wind bis Nachmittag ein wenig, der hat in der Nacht nämlich mächtig geblasen. Beim morgendlichen Rundumblick aus dem Boot sind wir beruhigt, die Sonne scheint, ein schöner Tag..... doch ach du Schreck, wo ist denn unser Buggy geblieben???? Der war doch gestern noch auf dem Steg gestanden!!! Mist! Es gibt eigentlich nur 2 Möglichkeiten, entweder hat ihn jemand geklaut, oder er hat sich selbständig gemacht und von einer Windböe ins Wasser schieben lassen!! Ersteres glauben wir nicht, kein Mensch klaut hier was, bleibt also nur zweite Möglichkeit. Bei dem Wind gestern Nacht wäre das auch kein Wunder! Hätten wir doch bloß den Buggy aufs Boot gebracht! Warum muss das ausgerechnet heute noch passieren, wo doch schon alles so schön verstaut ist? Aber für „hätten“ und „wären“ und „warums“ ist es jetzt schon zu spät. Einer muss ins Wasser und den Buggy suchen! Die Begeisterung hält sich bei uns beiden in Grenzen, also entscheidet die Münze. Kopf oder Adler? Tja, Pech gehabt, Evi..... rein ins Neopren und ab ins 18 Grad kalte Hafenwasser. Brrr.... und das ohne Frühstück! Das Tauchen hier in der Marina ist wahrlich kein Vergnügen. Die Sicht ist gleich Null, das Wasser sieht zwar einigermaßen sauber aus, ist es aber nicht wirklich und der kalte Wind draußen macht einen morgendlichen Tauchgang nicht gerade zum Badevergnügen. Es dauert eine ganze Weile, bis Evi endlich denn Buggy gesichtet hat. Für Orientierung ist sie ja nicht gerade berühmt, weder an Land, und noch weniger unter Wasser. Aber sie schafft es schließlich, der Buggy wird geborgen und steht triefend und tropfend wieder am Steg zum Trocknen. Das wird uns hoffentlich eine Lehre sein! Ist ja nochmal gutgegangen.

Gegen Mittag ist Stephan mit Flo vom Flughafen zurück. Nachdem wir alles verstaut haben, und Flo in die Geheimnisse unserer Mimpi Manis eingeweiht wurde (wo ist unser Bier versteckt, wo die Rettungswesten....) kann es dann endlich losgehen. Um 17.00 Uhr legen wir ab mit Kurs auf La Gomera.....

Die Fahrt dorthin ist anfänglich feinstes Downwindsegeln mit 5-6 Bft von hinten bis, ja bis der NE am Morgen des 11. aufhört und nur noch die Dünung über bleibt. Hinzu kommt eine Dünung aus SE und so schaukeln wir was das Zeug hält. 50 % der Besatzung ist knallegrün im Gesicht und übt sich in Fische füttern, sogar der Skipper hat einen reduzierten Appetit, nur Lena futtert mal wieder was die Gläser hergeben, völlig unbeeindruckt vom Geschaukele in den bis zu 2m hohen Kreuzseen. Zu wenig Wind um zu Segeln, also Motor an und weiter. Doch auch unter Motor fährt die Mimpi Manis nicht ruhiger. Das Schiff rollt extrem von links nach rechts. So macht Segeln wahrlich keinen Spaß. Zu allem Übel gibt auch noch unser Pinnenpilot Oskar den Geist auf. Sch... Technik! Das bedeutet, dass wir das Boot unter Motor nun von Hand steuern müssen. Dabei passiert das nächste Malheur: Evi reißt während ihrer Nachtwache in einem Anfall von Kraftakt die Pinne ab! Ja, ja....wo rohe Kräfte sinnlos walten.... Nach dem ersten Schrecken stellt sich aber alles als halb so schlimm raus: Der inzwischen aufkommende SE Wind erlaubt es uns, die Segel zu setzen, und wir lassen Fridolin, unseren Windpiloten steuern. Das Boot liegt nun deutlich ruhiger und wir lassen uns nach La Gomera blasen, wo wir am nächsten Morgen im Laufe des Vormittags ankommen. Mit unserem verbliebenen Pinnenstummel wagen wir uns dann in den Hafen von San Sebastian rein, machen fest und fangen schon kurze Zeit später mit den Bastelaktivitäten an: Pinnenpiloten (Oskar) aufschrauben und feststellen, dass das Ding ein Garantiefall ist und mit Bordmitteln nicht reparierbar ist! Hat sich doch so ein magnetischer Stift, der die Endstellung markiert, selbständig gemacht und eine Platine dabei zertrümmert! Dann noch eine Pinne aus unseren Holzvorräten basteln und im Laufe der nächsten Tage mehrmals lackieren.

Am nächsten Tag fahren wir mit einem Mietauto die Insel ab und machen auch einen 2 stündigen Fußmarsch auf den höchsten Gipfel, den Alto de Garajonay (1487m). Dort oben hat es nur 8°C und so frieren wir -leicht bekleidet wie wir sind- ganz schön. Aber die Tour ist zum Glück vom Schwierigkeitsgrad her eher am unteren Ende, bis auf die Tatsache, dass wir Seebären irgendwie unsere Berghufe verloren haben und ganz schön schnaufen. Lena hat es am schönsten, sie darf von Papas Rücken aus die tolle Aussicht genießen. Danach ein Ausflug in das Valle de Gran Reye für die Mittagspause und weiter im Uhrzeigersinn um die Insel herum durch die Orte Vallehermosa, Agulo und Hermigua. Die Ringstraße ist landschaftlich sehr reizvoll und führt immer wieder von 0 auf 1000m in unzähligen Kurven. Das nächste mal wenn wir nach Gomera kommen, nur mit dem Motorrad! Uns hat diese grüne Insel sehr gut gefallen, haben wir doch in den letzten zwei Monaten nur die recht trockenen Inseln Lanzarote und Fuerteventura gesehen und so haben unsere Augen geradezu nach Grün gelechzt. Auf dem Rückweg nutzen wir die Gelegenheit, um uns noch kräftig für die Überfahrt mit Frischzeug zu verproviantieren.

Am nächsten Morgen, den 15.1. wird es ernst, wir kaufen Brot ein und versuchen nochmal einen Wetterbericht zu bekommen, aber leider haben alle Internetcafes geschlossen, es ist ja auch Sonntag! Also Schiff seeklar machen, nochmal eine warme Mahlzeit zwischen die Rippen stopfen (wer weiß, wann wir wieder einmal Appetit haben?), Wassertank füllen, Marinagebühren zahlen und dann legen wir um 14:30 ab mit dem Ziel Sal auf den Kap Verdischen Inseln.

War der Sonntag noch von moderaten Winden und geringem Seegang gekennzeichnet, frischt der Wind in der Nacht zum Montag auf und erreicht 6 Bft, die uns bis Mittwoch früh bleiben. Keine angenehme Zeit, es ist mit 18° ziemlich kalt, das Meer ist arg bewegt und spritzt uns immer wieder nass und wegen dem vielen Wind haben wir nur den Trecker gesetzt, so dass wir auch noch arg schaukeln! Die Besatzung verweigert die Nahrungsaufnahme und Flo schafft die Riesenmahlzeit von einer Karotte und einer Banane auf den ganzen Tag zu verteilen. Der Bierkonsum tendiert gegen Null und unsere Äpfel spielen Billard am Boden, weil sie durch die Rollerei immer wieder aus den Netzen kullern.

Freitag 20.1. Tag 6 seit Gomera: Endlich ist es wärmer geworden und wir können tagsüber im T-Shirt bleiben. Auch können wir einen Teil der eingesalzten Klamotten trocknen und die am Vortag gewaschenen Windeln von Lena werden endlich trocken. Zum ersten mal genießen wir Rotwein als Sundowner im Cockpit. Der Wind ist inzwischen auf ENE 3-4 abgeflaut und auch der Seegang ist erträglich geworden. Unsere Etmale von den Vortagen mit bis zu 146sm sind damit auch dahin, wir erreichen heute nur 116sm, dafür aber deutlich angenehmer. Wir schaffen sogar zum ersten Mal, eine gemeinsame Mahlzeit einzunehmen. Zum Frühstück gibt's Rührei mit viel Zwiebel. Dafür fällt das Abendessen mit Tomaten-Avocadosalat etwas spartanischer aus. Lena ist heute extrem schlecht drauf, erst gegen Abend bessert sich ihre Stimmung. Alle Versuche sie durch Spielen oder Bücher angucken etwas aufzumuntern scheitern nach ein paar Minuten. Ob sie wieder Zähne bekommt? Ankunft auf Sal wird wohl morgen im Laufe des Tages sein.

Samstag 21.1. Tag 7 seit Gomera: wir haben es geschafft, wir kommen noch vor Einbruch der Nacht in Palmeira auf der Insel Sal an und um 19Uhr fällt der Anker zum dritten Mal und hält diesmal etwas besser als bei den letzten beiden Versuchen. Den ganzen Tag war der Wind flau und wir dümpelten mit 3-4 Knoten dahin und so sind wir heilfroh doch noch vor Sonnenuntergang im Hafen von Palmeira einlaufen zu können. Kaum ist der Anker unten, gibt's Bratkartoffeln als Abendessen und dann verschwinden wir auch bald in unser Kojen und hohlen den entgangenen Schlaf der letzten Tage nach!

Am nächsten Tag ist mal wieder Bastelstunde angesagt, ein paar Schrankschlösser haben sich verabschiedet und auch sonst sind mal wieder ein paar Kleinigkeiten auf die ToDo-Liste gewandert und wollen abgearbeitet werden. Am Nachmittag darf Lena an den Strand zum Sandspielen und danach gibt's einen Erkundungsspaziergang durch das Dorf. Erster Eindruck: sehr trocken, wenig grün, jedoch ein nettes kleines Dorf und freundliche, aber auch eher zurückhaltende Menschen. Wir lernen Rudi und Andi kennen, ein sehr nettes österreichisches Pärchen, die mit ihrer 9,5m Plastikschüssel auf großer Fahrt sind und auch sonst schon viel erlebt haben: mit dem Auto quer durch Afrika, mit dem Auto nach Nepal, mit einem 6m Kahn von Sri Lanka nach Singapur ... Sie kommen am Abend bei uns auf dem Schiff vorbei und bei ein paar Gläschen Wein erzählen sie uns von ihren Abenteuern. Am nächsten Tag fahren wir mit dem „Aluguer“ (Sammeltaxi) nach Espargos, der Hauptstadt der Insel Sal, um Geld zu wechseln, zu internetten und einzukaufen. Flo „darf“ seinen großen Rucksack mitnehmen, der mit 20kg Grünzeug vollgestopft wird! Als wir am Nachmittag dann wieder zurück sind, der große Schreck: Salzwasser in der Motorraumbilge und Süßwasser in der Hauptbilge. Ursache? Der Auspuffschlauch war etwas vom Schwanenhals herunter gerutscht, so dass beim Motoren Wasser am Auspuffschlauch herunterlief und sich in der Bilge sammeln konnte. Und das Süßwasser? Hier war mal wieder der Skipper schuld, hat er doch die Einspeisung vom Wassermacher so ungünstig verlegt, dass das kostbare Wasser über die Tankentlüftung in die Bilge lief. Also muss er die Suppe (80 Liter) selber auslöffeln und die Leitungen umlegen. Am Abend großes Abschiedsessen an Land, das recht billig war und gut schmeckte, aber mit 1 ½ Stunden Wartezeit doch etwas Geduld vor allem von Lena abverlangte.

Dienstag 24.1. Tag 1: Wir stellen erst mal die Uhren um, ab jetzt ist Bordzeit gleich der Atlantic Standard Time (AST) und damit UTC -4 Stunden, sprich die Sonne geht heute um 4 Uhr auf und um 15Uhr unter, aber sonst bleibt alles beim Alten! Am nächsten Morgen kommen nochmals Rudi und Andi vorbei, um Tschüß zu sagen. Die beiden wollen heute auch los und einen Zwischenstop auf der Kapverdeninsel Sao Nicolao einlegen bevor sie nach Trinidad fahren, um dort den Karneval zu genießen! Rudi zeigt noch ganz stolz seinen selbst gebastelten Köder her, mit dem er bisher viel Anglererfolg hatte. Das wollen wir doch mal sehen, ob das bei uns nicht auch so gut klappt! Wir basteln noch schnell einen ähnlichen Köder, werfen die Angel aus und gehen um 8 Uhr (AST, also 11 Uhr Ortszeit) Anker auf mit Kurs Antigua. In der Tat, unser Nachbau funktioniert ebenso gut und schon nach 3 Stunden haben wir eine stattliche Golddorade (1,13m) gefangen, 5kg reinstes Fischfilet!!! Nur leider hat mal wieder keiner von uns Appetit, das Geschaukle ist einfach zu groß, das Abendessen fällt aus, der Fisch wird auf den nächsten Tag verschoben und Schmalhans diktiert den Speiseplan. Flo konnte sogar sich selber übertreffen und opferte den gesamten Mageninhalt als Fischfutter. Wenn er so weitermacht kommt er nur noch als Knochengestell in Antigua an. Um genügend Abstand zu den nördlichen Insel der Kap Verden einzuhalten, müssen wir am Wind fahren und der frischt auch noch auf 5 Bft auf, so dass das Ganze mal wieder eine ziemlich feuchte Angelegenheit wird.

Donnerstag 26.1. Tag 3: Gestern war mal wieder so ein Tag, der nicht gerade Mut macht um über den Atlantik zu segeln, NE 5-6, See 5, starkes Gerolle und so kam Fridolin an seine Grenzen und die Sollbruchstellen gaben mehrmals nach. Erst nachdem wir etwas gerefft hatten schaffte Fridolin es wieder das Boot auf Kurs zu halten, dafür war das Gerolle umso unangenehmer, da ja jetzt die stabilisierende Geschwindigkeit fehlte. Heute hat der Wind etwas nachgelassen und so können wir Windeln waschen und Essen für Lena vorkochen. Sie bekommt eine ordentlich Ladung Golddorade untergemischt und staubt von Papas Mittagessen (gebratene Golddorade) auch noch eine ganze Menge ab. In der Nacht überholt uns ein Tanker in ca. 0,5sm Abstand!

Dienstag 31.1. Tag 8: zweiter schöner Segeltag seit Abfahrt Kanaren! Heute können wir wie gestern den ganzen Tag den Blister oben lassen und nehmen ihn erst am Abend runter. Ihn über Nacht oben zu lassen ist zu gefährlich, denn eine einfallende Böe würden wir erst viel zu spät bemerken und dabei könnte das Segel zerreißen. Tagsüber sieht man wenigstens die dunklen Wolken, die den vielen Wind mitbringen. Den ganzen Tag NE 4Bft, Sonnenschein und Temperaturen um 28°C in der Kajüte und 25°C im Wasser. Wir genießen es zu Blistern, denn der stabilisiert das Boot ungemein. Den Unterschied erkennen wir in der Nacht, wenn wir auf die Standardbesegelung wechseln und dann das Gerolle wieder losgeht!

Der Tagesablauf wird durch das Setzen und Bergen des Blisters bestimmt. Lena wacht so um 5Uhr auf und bekommt erst mal ihr Frühstück (Grießbrei mit Früchte), danach gehen der Skipper und Flo an Deck zum Blister setzen und dann darf Flo ins Bett verschwinden, hatte er doch die letzten 4 Stunden Nachtwache. Wir haben folgende Regel eingeführt, die sich sehr bewährt hat: tagsüber darf jeder essen wann er will und am Abend gibt es eine gemeinsame warme Mahlzeit, die noch serviert wird, solange der Blister oben ist, denn dann ist das Schiff deutlich ruhiger. Am Abend tobt sich Lena nochmal richtig aus, bevor ihr die Augendeckel zufallen und sie nur noch ihre Milchflasche sieht und in ihr Bett will. Mama begleitet sie, Flo liest noch etwas und geht dann meist auch bald schlafen. Der Skipper hat von 18-22Uhr die erste Wache, dann darf er ins Bett, während Evi von 22-2Uhr aushalten muss. Flo darf sich von 2-6Uhr die Frühschicht um die Ohren schlagen. Tagsüber geht das System weiter im 4-Stunden Takt, wobei es da nicht so eng gesehen wird, sind doch eh meist 2 bis 3 Leute wach und an Deck.

Vorgestern war ein Flautentag. Absolute Flaute oder Südwind und das im Januar, wo doch der NE-Passat am stabilsten sein soll. Also haben wir den Motor angeschmissen, eine Ladung Windeln gewaschen, uns selber warm geduscht, den Wassermacher benutzt um den Wassertank aufzufüllen, die Batterien aufgeladen und uns von der Schaukelei erholt und in der Sonne geaalt. Waren doch die Tage davor eher von dichten Wolkendecken geprägt. Gestern hatte die Flaute dann endlich ein Ende und wir konnten in der Früh den Blister setzen und mit 3-4 Knoten weiter Richtung Westen segeln. Und da der Atlantik noch recht ruhig war stieg der Skipper in die Saling und entschärfte die Salingnock mit Klebeband. Sogar die weibliche Besatzung lies sich ein „halb schön“ als Kommentar zu dieser Art des Segelns entlocken.




























































Februar: Freitag 3.2. Tag 11: um 2Uhr ist der Tanker 400m Meter querab, er verfolgt uns ja auch schon seit ein paar Stunden! Und sonst? Ein ruhiger Tag, abgesehen von dem Thunfisch der unbedingt zu uns ins Cockpit wollte. Als er da war schnitten wir ihm die Filets raus und schwubs durfte er wieder zurück ins Wasser! Und weil Evi heute Brot gebacken hat gabs zum Abendessen poisson cru (roher Fisch mariniert mit Zitrone und Gemüse) mit frischem Brot, ein Gedicht! Der restliche Fisch wird wohl morgen Abend in die Pfanne wandern! Den ganzen Tag nur 3-4 Bft und so ist unser heutiges Etmal mit 112 Meilen nicht gerade berauschend! Da aber immer noch recht viel Dünung steht rollen wir mal wieder ganz abscheulich! Dafür hatten wir heute das „einmalige“ Erlebnis, einen Wal in nur wenigen Metern Entfernung zum Boot zu sichten. Stephan ist vom Schnaufen des Wales ganz schön erschrocken und Evi, die ihn direkt vor sich auftauchen sah war ganz hin und weg, nur Flo pennte gerade in seiner Koje. Ausgerechnet Flo, der sich soooo eine Walbegegnung gewünscht hat. Er wird zwar durch unser Rufen wach, kommt aber viel zu spät und bezweifelt dass es tatsächlich ein Wal war und wir ihn nur spasseshalber geweckt haben. Immer deutlicher kommt Routine auf, Aufstehen, Frühstücken, mit Lena spielen, Mittagsschlaf mit Lena, nach ihrem Mittagessen wieder mit Lena spielen, warten auf 17Uhr (Beginn der Kochzeremonie), Abendessen reinschaufeln und Lena noch bis 18Uhr beschäftigen und dann geht sie ins Bett und der Rest der Besatzung versinkt auch in einen Dämmerzustand bis auf den Wachhabenden!

Dienstag 7.2. Tag 15: Letzte Nacht wurde das Boot entsalzt, eine Regenböe traf uns und schickte viel Süßwasser von oben. Der zusätzliche Wind hat uns auch noch dazu gezwungen das Groß zu reffen. Aber es hat nicht viel geholfen, gegen Mittag ist das Boot wieder salzüberkrustet. Mitten in der Nacht tut es einen kräftigen Rumms und alle sind wach, die Nähmaschine ist aus dem Schrank rausgefallen und mit einem lauten Krachen auf den Boden geknallt. Da hat wohl wieder ein Schrankschloss den Geist aufgegeben. Kann den nichts mal richtig funktionieren? Immer wächst die To-Do-Liste sobald wir auch nur 5 Minuten Anker auf sind! Und zu allem Überfluss, die Nähmaschine ist gerade verstaut, kommt ein entsetzter Schrei von Evi aus dem Cockpit, Fridolin will nicht mehr steuern! Es ist doch zum aus der Haut fahren! Es ist halb zwei in der Nacht und schon reiht sich eine Katastrophe an die andere! In der stockdunklen Nacht dann mit Hilfe der Stirnlampe dem Versagen Fridolins auf die Spur gegangen und festgestellt, dass das Servoblatt fehlt. Wie kann denn ein solide verschraubtes Alublatt sich einfach losreißen und auf 3500m abbuddeln. Der Skip sieht's und verurteilt die Besatzung zum Rudergehen, sprich Hand an die Pinne und mit der Hand lenken. Soll das nun die restlichen 4 Tage und Nächte so weiter gehen????? Alles mit der Hand steuern??? Das kann nicht die Lösung sein, und so wird am nächsten Morgen überlegt, wie denn die Windsteueranlage wieder gängig gemacht werden kann. Also werden mal wieder die Sperrholzvorräte gesichtet, die Stichsäge hervorgeholt und ein Ersatzblatt geschnitzt! Das funktioniert auch besser als erwartet und bringt uns letztendlich gut bis Antigua! Am Abend dann schon wieder ein Fiasko: oh Schreck, die Warnlampe für die Tiefentladung der Batterien ist an. Stundenlange Fehlersuche bringt keine neue Erkenntnis, außer dass wir zu wenig Strom haben. Also den Diesel angeschmissen und so die Batterien etwas gefüllt. Aber wir befürchten, dass uns das Problem noch weiterverfolgen wird. Es gibt ja auch nur 3 ernsthafte Möglichkeiten: erstens, wir haben ein Stromleck und verlieren irgendwo Strom. Zweitens, die Solarpanele und der Windgenerator können unseren aktuellen Strombedarf einfach nicht decken, denn ab 14Uhr liegen die Solarpanele im Schatten der Segel und bei dem flauen achterlichen Wind dreht sich der Windgenerator nicht einmal mit! Dritte Möglichkeit, eine der Batterien ist defekt und zieht den Strom. Die dritte Möglichkeit ist unwahrscheinlich, denn beim Check der Batterien zeigt sich kein Hinweis auf eine defekte Zelle, auch die zweite Möglichkeit halten wir für unwahrscheinlich, denn haben wir nicht im Mittelmeer wochenlang ohne Motor gelebt und nie die Batterien so tief entladen? Um die erste Möglichkeit auszuschließen bräuchten wir ein Amperemeter um die Stromflüsse der einzelnen Komponenten messen zu können. Unser kleines Messinstrument kann aber nur bis 250mA messen, die fließen aber bereits bei manchen Komponenten im Stand by Betrieb. Problem wird also zunächst vertagt, bis wir ein Amperemeter haben, solange werden wir wohl noch ab und zu Spannungen und Widerstände in der Elektroverteilung messen, um dem Kupferwurm auf die Schliche zu kommen.

Samstag 11.2. Tag 19: Um 1:30Uhr Ortszeit (AST, = UTC-4) fällt unser Anker in English Harbour, Antigua. 2150 Meilen seit Sal, 3134 Meilen seit Gomera. Davon 2914 Meilen gesegelt und 220 motort, allein an den beiden Flautentag 200Meilen motort! Unser Durchschnitt betrug 5,6 Knoten und wir brauchten 17 Tage und 17 Stunden seit Sal bzw. 23 Tage und 21 Stunden seit Gomera. Das beste Etmal war 159Meilen, das schlechteste 91 Meilen. Und sonst: 5 zerbrochene Weingläser, 1 über Bord gegangenes Käppi, jede Menge blauer Flecken, ein paar Kilo weniger auf den Rippen und eine etwas übermüdete, aber auch überglückliche Mannschaft! Jetzt ist erstmal entspannen angesagt, wir holen eine Flasche Sekt aus dem Kühlschrank und stoßen auf den doch insgesamt recht friedlichen Atlantik und dessen gelungene Überquerung an. Dazu bekommt noch jeder ein Stück Pfirsichkuchen mit Schlagsahne den Evi am Vortag gebacken hat. Ach ja der Vortag: Flaute über Flaute und dazu immer wieder Squalls mit Regen und etwas Wind, erst gegen 17Uhr lohnt es sich den Motor auszumachen und zu segeln. Vorteil, der Wassermacher lief dauernd mit und so haben wir genügend Wasser für die anstehende Waschorgie.

Nachdem der Kuchen weg und die Sektflasche leer ist gehen wir um 3Uhr ins Bett, und freuen uns auf 2 Stunden Schlaf, denn Lena wird um 5Uhr wach und will beschäftigt sein! Vormittags dann Schiff umparken und einklarieren. Der typische Bananenrepublikbeamte macht uns erstmal zur Schnecke, weil wir keine Ausklarierungsbescheinigung von den Kanaren haben. Den Umweg über die Kap Verden verschweigen wir ihm lieber, denn von dort haben wir nämlich ebenfalls keine. Eigentlich müssen sich EU-Schiffe mit reiner EU-Besatzung auf den Kanaren nicht an- oder abmelden. Außerdem sind wir an einem Sonntag von La Gomera losgefahren, somit war jeder Versuch eine Ausklarierungsbescheinigung zu bekommen eh von vornherein sinnlos. Also sind wir halt ohne die Ausklarierungsbeschei-nigung los und haben gehofft: „irgendwie klappt das schon!“

Nachdem wir den Anschiss verdaut hatten, konnten wir uns endlich auf die schönen Dinge konzentrieren und unsere neue Umgebung so richtig genießen: grüne, bewaldete Hügel um uns rum, Palmen, Sandstrand und ein netter Hafen. English Harbour ist wirklich sehenswert (ist ja auch die einzige touristische Attraktion von Antigua, abgesehen vom Meer und den Stränden). Es ist eine originalgetreu restaurierte Hafenanlage der Engländer aus dem 18. Jahrhundert und wird jetzt eben für Wassersportler genutzt. Hier gibt es neben einem Schiffszubehörhändler auch Segelmacher und alle anderen Werke und Gewerbe, die mit Schiffen zu tun haben. Aber auch das Preisniveau ist dementsprechend, treffen sich doch hier die Schiffe unter dem Motto: „Wochenendheim für notleidende Firmenbosse“. 30-80m ist normal, und auch an Besatzung darf es nicht fehlen, 26 Mann Standardbesatzung für einen 70m Segler ist nichts außergewöhnliches, mehrere Köche, Kellner, Kindermädchen, Zimmermädchen, ... Alles was man halt so zu brauchen glaubt. Die „normalen“ Segler wie wir ankern in der Bucht und tuckern mit dem Dinghi an Land, um den astronomischen Liegegebühren aus dem Weg zu gehen.

Lena verweigert das Laufen! Sie ist total unsicher, ob ihr das Schwanken des Schiffes fehlt? Aber im Laufe der nächsten Tage bessert sie sich und verweigert dann die helfenden Hände von Mama und Papa, bis sie wieder stolpert und dann gerne getröstet wird. Immerhin funktioniert das selbständige Aufstehen jetzt bei ihr! Endlich darf sie auch wieder ins Wasser. Anfangs klammert sie sich zwar noch etwas ängstlich an Mamas und Papas Brust und es dauert eine zeitlang bis sie wieder etwas Zutrauen zu dem feuchten Nass findet, aber mit jedem Tag hat sie mehr Spaß am Plantschen. Seit Mitte September war sie nicht mehr im Meer beim Baden, 5 Monate sind für sie eine lange Zeit! Und noch eine Neuerung hat sich seit der Ankunft auf Antigua eingeschlichen: Lena bekommt keine Extrawurst mehr gebraten! Sprich, jetzt isst sie das Gleiche wie ihre Eltern und wird nicht mehr extra bekocht! Am Anfang ist das noch etwas gewöhnungsbedürftig für sie, vor allem der Umgang mit Gabel und Löffel, aber nach ein paar Tagen landet mehr in ihrem Mund als auf dem Boden!

Nach 2 Tagen in English Harbour fahren wir los in die Nonsuchbay im Osten von Antigua, um etwas weg vom Trubel zu sein. Unter Segel und Motor fährt sich die Mimpi Manis wie eine plumpe Ente, selbst unter 2000U/min schaffen wir nur 3,5Knoten (normal: 5,5Knoten!). Kaum geankert schmeißt sich der Stephan ins Neopren und beguckt sich das Unterwasserschiff. Oh je, was für eine Muschelzucht schleppen wir denn da mit uns rum? Also wieder die Kunststoffspachtel raus und die bremsenden Mitreisenden losgeschabt. Aber es wird wohl nicht allzu lange so blank bleiben, denn neben Muscheln haben sich auch diverse Algen auf dem Antifouling niedergelassen und schöne große Kolonien gebildet. Zu was haben wir denn das Antifouling draufgepinselt, wenn sich eh eine dichte Flora und Fauna darauf ausbreitet? Wie heißt es so schön in der Produktbeschreibung: „bewuchshemmende Wirkung“, aber so richtig hemmend ist das wohl nicht gewesen. Von den losgekratzten Entenmuscheln hätten wir drei sicher eine magenfüllende Mahlzeit bereiten können. Nur die Dinger sind angeblich unglaublich zäh und nicht besonders wohlschmeckend! Bis Trinidad im Juni können wir jedenfalls nicht mehr warten und so beginnt die Suche nach einem Kran und der Möglichkeit „Mimpi Manis“ rauszuheben, reinigen und neu mit Antifouling zu bepinseln! Aber der erste Kostenvoranschlag beläuft sich auf 2500$ US, eingeplant hatten wir ca. 1000$ US. Bei der weiteren Suche wird uns schnell klar, auf Antigua wird das nichts werden, denn alle Kranbetreiber wollen die Pinselarbeiten selber durchführen und uns nicht selbst Hand anlegen lassen. Und alleine für die Arbeiten wollen sie ca. 800$ US und nochmal 1000$ US für die Farbe! Ach ja, die Farbe kostet in Deutschland ca. 350€! Das sind Preise!!!

Wir genießen die Tage in der Nonsuchbay: viel Faulenzen, Lesen, Sandspielen, Schwimmen und Abends Trivial Pursuit spielen. Leider ist das vorgelagerte Riff nichts besonderes, und so fällt das geplante Tauchen und Schnorcheln ins Wasser. Schon denkt man hier passiert eh nichts, außer dass man mal vergisst einen Tag im Kalender abzustreichen, dann kommt es hammerhart! In der Früh ein Kontrollblick nach hinten und nach vorne und dann eigentlich ab zum Frühstück, aber dann kommt es dem Skipper: „da stimmt doch was nicht!“ Noch mal ein Blick nach hinten und oh Schreck, das Dinghi ist weg! Hat sich unser ungeliebtes Gummitier doch einfach mitten in der Nacht losgerissen, der abgerissene Strick hängt noch an der Klampe! Und jetzt? So richtig zufrieden waren wir mit unserem Dinghi ja nicht, wenig Freibord und total weich, so dass bei 10cm Wellen schon Wasser reinkam und der Hintern nass wurde. Auf unserer Besorgungsliste steht ja auch schon ein neues/besseres/anderes Dinghi, aber so schnell wollten wir dann doch nicht gezwungen sein uns ein neues Gummitier zuzulegen. Und vor allem der Motor war ja auch dran und mit dem waren wir bisher ja sehr zufrieden! Und ein 5PS Motor kostet neu auch so um die 1000€. „Was tun“ sprach nicht Zeus sondern die versammelte Mannschaft und so durfte sich Stephan ins Neopren zwängen und dem Dinghi nachschwimmen, in der Hoffnung, dass es irgendwo angetrieben ist und dort nun auf uns wartet. Kaum die 500m bis zur anvisierten Landestelle geschwommen weiteten sich die Augen des Skippers, dümpelte dort doch unser sehnlichst vermisstes Dinghi in einer kleinen Bucht verborgen vor den suchenden Augen, die wir uns schon von der „Mimpi Manis“ aus nach ihm ausgekuckt hatten. Das Dinghi zurück ins tiefere Wasser schieben, den Motor anlassen und zurück zur „Mimpi Manis“ fahren war dann der Höhepunkt des Tages. So sind wir immer noch stolze Dinghibesitzer, wenn wir uns auch weiterhin nach einem Ersatz umschauen, das unseren Bedürfnissen besser gerecht wird, ein fester Boden wäre schon super und ein V-Kiel sowieso. Größer muss es nicht sein, sondern nur stabiler.

Nach ein paar Tagen in der Nonsuchbay geht es wieder zurück nach English Harbour, denn Flo unser Mitsegler über den Atlantik verabschiedet sich von uns, um den Karneval in Köln feiern zu können. Zum Abschied gönnen wir uns ein Abendessen im nobelsten Hause am Platze, dem „Admirals Inn“. Die Preise sind gewagt (85$US) für 3 Abendessen mit ein paar Bierchen und vielleicht dem Rahmen aber nicht der Qualität des Essens angemessen. Jedenfalls haben wir schon besser gegessen. Beim Rotwein im Salon lassen wir den Abend ausklingen.

In aller Herrgottsfrüh muss Flo aufstehen, ein Gräuel für ihn, denn normalerweise lässt er sich seit dem Landfall vor 9Uhr nicht aus seiner Koje bitten. Aber wie sagt man so schön, „das Leben ist kein Wunschkonzert“, gell? Also noch letztes Frühstück für ihn auf der „Mimpi Manis“ und dann mit dem Taxi zum Flughafen und heim nach Deutschland mit einem kleinen Stopover in New York, 1m Schnee und viele Minusgrade! Ob er frieren wird? Schade, dass er schon aufbrechen muss. Die 5 ½ Wochen sind wie im Fluge vorbeigegangen. Wir waren heilfroh, seine helfende Hand bei der Atlantiküberquerung dabeigehabt zu haben. Danke Flo!!! Wir hatten eine wirklich schöne Zeit mit ihm und auch Lena hat ihn von Anfang an gleich in ihr kleines Herz geschlossen.

Sobald Flo von Bord ist fahren wir mit dem Bus nach St. John, der Inselhauptstadt und gehen zum zentralen Markt zum Einkaufen. Immerhin sind hier die Preise für Grünzeug nur ungefähr halb so hoch wie in English Harbour, aber noch wesentlich höher als in Europa, und zehnmal so hoch wie in Marokko. Wie es der Zufall will kommen wir ins Gespräch mit einer Mitarbeiterin von Sunsail (lokaler Segelbootvercharterer) und erfahren, dass auf San Maarten die Preise für Schiffszubehör deutlich niedriger sind und auch die Möglichkeit zum Kranen besteht. Auch ist es dort kein Problem die Arbeiten selber durchzuführen, ein Traumland für uns und nur 100Meilen entfernt, also ein schlapper Segeltag.

Da hier in English Harbour das Wasser nicht besonders sauber ist und auch wenig Wind Abkühlung verspricht motoren wir in eine Nachbarbucht (3,8Meilen) um die restlichen Tage bis Evis und Lenas Heimflug zu verbringen. Baden, Strandspielen, Nichtstun, Lesen, was man/frau halt so macht!

Es ist soweit, Evi und Lena verlassen den Skip und fliegen heim, heiratet doch die beste Freundin von Evi und sie darf Trauzeugin sein. Außerdem steht noch die Taufe Lenas jüngster Cousine Marie an und Evi darf hier Taufpatin spielen. Und dann sind da noch alle Verwandten und Bekannten, die gerne mal wieder Lena sehen und knuddeln wollen. Richtig Stress für die drei Wochen. Und Stephan?, der wird die „Mimpi Manis“ nach San Maarten segeln, dort rausheben lassen, das Antifouling erneuern, die To-Do-Liste auf Null runterarbeiten, mit Proviant und Ersatzteilen versehen und rechtzeitig zu Evis und Lenas Rückkehr wieder auf Antigua sein um seine zwei Geliebten wieder in die Arme schließen zu können.

Gesagt getan, das Projekt Generalsanierung der „Mimpi Manis“ wird in Angriff genommen, sprich die 105 Seemeilen nach San Maarten hochsegeln, dort eine Kranmöglichkeit suchen, Material besorgen, raus aufs Trockene, Wursteln bis zum Umfallen, wieder rein ins Wasser, Futter einkaufen und dann wieder runter nach Antigua.

Der Weg nach San Maarten war fast schön, doch statt dem erhofften Raumschotkurs war's halber Wind um 5 Bft, so dass durch die leckenden Solarlüfter wieder mal Wasser ins Schiff spritzte. Dank dem Schiebestrom war der Landfall -nicht wie geplant so gegen 9 Uhr, sondern bereits vor Sonnenaufgang, das bedeutet wieder mal bei stockdunkler Nacht an das Ankerfeld herantasten, ankern und erst am nächsten Morgen dann Anker auf, durchs Ankerfeld hindurch näher zum Strand einen besseren Ankerplatz suchen. Da die Marinas alle in Simpson Bay Lagoon sind, gings nach dem Einklarieren erst mal durch die Brücke durch (einwärts geöffnet um 9:30, 11:30 und 17:30) auf der Suche nach dem benötigten Travelllift zum Kranen des Bootes. Gesucht, gefunden.... und da der Manager zufälligerweise auch gerade da war, konnte gleich für Mittwoch ein Krantermin vereinbart werden. Also am Montag noch schnell Farben, Pinsel, ... eingekauft, am Dienstag dann Futter für eine Woche besorgt und mittags wieder zurück in der Marina, um wie vereinbart die Details für Mittwoch auszuhandeln. Und weil der Kran gerade Zeit hatte, durfte „Mimpi Manis“ schon am Dienstag raus. Ein greulicher Anblick, überall Algen und sonstiges bremsendes Getier und dazu der abbröselnde Lack am Rumpf. Nach der Hochdruckreinigung sah es schon etwas besser aus, aber das Antifouling war abgenutzt, es schaute sogar an manchen Stellen schon die Grundierung raus. Am Dienstag Nachmittag musste erst mal der Lack oberhalb dem Antifouling ringsum einige Zentimeter abgeschliffen und grundiert werden, weil das Antifouling zu niedrig angebracht war. Nun soll es höher am Rumpf hochgezogen werden, damit überall Antifouling im Wasserpassbereich ist und nicht wie bisher, wenn das Boot voll beladen war zum Teil der Lack ständig unter Wasser war. Und wenn man schon mal die Gelegenheit hat das Boot intensiv zu begucken, fiel dem Skipper noch auf, dass das Wellenlager hin ist und die Welle 1-2mm Spiel hatte. Woher jetzt denn ein Wellenlager bekommen? Aber das Problem wurde erst mal auf den nächsten Tag vertagt. Und dann war auch schon der Monat um!

























































März: Am Mittwoch dann das alte Antifouling abgeschliffen und die Erhöhung mehrmals grundiert. Ein schöner Job, wenn man auf dem Rücken unter dem Boot liegt und über Kopf die immerhin auch 1,5kg schwere Schleifmaschine noch gegen den Rumpf drücken muss. Da ist der Muskelkater für den nächsten Tag schon vorprogrammiert. Am Donnerstag stand pinseln auf dem Tagesprogramm: es mussten 3 Schichten Antifouling aufgebracht werden, zuerst rot, dann schwarz und zum Schluss wieder blau. Jetzt wird sich der Unbedarfte fragen: „warum denn drei verschieden Farben?“ Ganz einfache Erklärung: wenn eine Schicht runter ist, sieht man dass an der Farbänderung und muss nicht jedesmal zittern, ob noch alles gut bedeckt ist. Und da die Verpackungsgröße ganz gut hinpasste, dass mit einem Eimer ein Anstrich möglich war, gabs eben 3 Schichten in 3 verschiedenen Farben. Am Freitag war dann Großkampftag, nämlich die beiden Rumpfseiten bis aufs Alu runter abschleifen und grundieren. Der Muskelkater hielt sich erstaunlicherweise in Grenzen, aber spüren tut man das schon, wenn man den ganzen Tag mit der Flex schleift, vom Staub mal ganz abgesehen, der sich in den Nasenlöchern, Haaren und überall auf und im Schiff festsetzt. Aber bei dem Zustand des Lackes war es wirklich notwendig ihn abzuschleifen und komplett neu zu lackieren. Das 1-Komponentensystem hielt nur da, wo kein Wasser hinkam, obwohl dieser Lack angeblich (laut Produktbeschreibung) auch für den Wasserpass, also die Stelle die direkt über dem Antifouling anschließt und beim Segeln sehr nass wird, geeignet sei. Denkste! Trau keiner Produktbeschreibung, sondern frage lieber rum, was die anderen denn so aufpinseln. Jetzt gabs zuerst eine Schicht 2-Komponenten Epoxyprimer und dann 2 Schichten 2-Komponenten Polyurethanlack. Am Samstag die erste Schicht weiß und am Sonntag die zweite Schicht. Und zwischendurch noch das Wellenlager gewechselt (hatte Spiel) und auch sonst noch so manches Detail von der To-Do-Liste gestrichen. Und so durfte „Mimpi Manis“ schon am Montag wieder ins Wasser, mit neuem Antifouling und tadellos weißem Rumpf.

Auf dem Trockenen zu stehen ist wahrlich nicht angenehm, nicht nur, dass man dort ja von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang arbeiten muss, sondern weil die Lebensumstände etwas anders als bisher gewohnt sind. So kann man ja nicht mehr an Bord auf die Toilette gehen oder Duschen, sogar Abwaschen oder nur mal kurz die Händewaschen wird immer ein Gang zum Sanitärhaus, denn erstens soll/darf man kein Wasser rauslassen aus dem Schiff, weil es ja dort irgendwie versickern oder verdunsten müsste, nein auch weil ja frische Farbe draußen am Rumpf klebt und die erst mal trocknen muss und es überhaupt nicht gerne hat, wenn da dann Wasser darüberfließt. Der Zugang zum Schiff ist nur über eine mehrere Meter hohe Leiter möglich und im Schiff herrschen wüstenhafte Bedingungen: viel Staub vom Arbeiten und keine Zugluft, weil sich ja das Schiff nicht mehr nach dem Wind ausrichtet wie beim Ankern, sondern fest steht. Das heißt dann 35°C tagsüber in der Kajüte und keine Luftbewegung, da kommt man sogar beim Nichtstun ins Schwitzen. Evi und Lena können froh sein, dass sie nicht mit dabei waren, eine Werft ist nicht so angenehm zum Spielen, kein Grün, viel Staub und Lärm und dazu noch die Flugzeuge die vom nahen Flughafen (50m) starteten und landeten. So arbeitet hier jeder Bootseigner so schnell wie er nur kann, um so bald wie möglich wieder ins Wasser zu kommen.

Ach ja, die Woche im Trockenen kostete 400$ und das Antifouling (3 Gallonen = 11,4l) 600$. In Antigua wären dafür 2500$ fällig gewesen und nur 2 Gallonen Antifouling aufgebracht worden. Es hat sich also rentiert hierher zu segeln! Wenn auch trotzdem die Bordkasse ziemlich belastet wurde, da bei dem Schiffszubehörhändler ja auch noch einiges mehr an Ersatzteilen (Wellenlager, Ersatzfallen, die Farbe für den Rumpf, Pinsel, ein neuer Radarreflektor, ...) eingekauft wurde. Aber laut dem Werftmanager sollten 3 Lagen von dem teuren Sea Hawk-Antifouling jetzt für 2 Jahre halten, schau mer mal!

Am Dienstag stand dann ein Ausflug nach Philipsburg auf dem Programm, um es einmal gesehen zu haben. Aber wenn man es nicht gesehen hat ist einem nichts entgangen. Philipsburg besteht aus einer Strandpromenade wo sich eine Bar/Restaurant an die andere reiht und einer Backstreet, in der sich ein Uhren- Schmuck- Parfüm- Souvenierladen am anderen anschließt. Da San Maarten zollfreies Gebiet ist, legen hier massenhaft die Kreuzfahrtschiffe an, um den Gästen die Möglichkeit zu bieten günstig einzukaufen. Dann bei der Gelegenheit noch ein paar Supermärkte abgeklappert zwecks Preisvergleich für die anstehende Verproviantierung und am Abend endlich mal wieder geinternettet. Aber so billig sind die Lebensmittel hier nicht. Geschmacklose Tomaten kosten 4$ das Pfund, also 8$ das Kilo! Mal sehen was der Skipper für sein Besatzung da einkauft um deren Hunger nach Grünzeug zu stillen. Tomaten sind bei den Preisen aber erst mal ganz ganz unten auf dem Einkaufszettel gelandet.

Juhu es ist soweit, wir haben ein neues Dinghi (vulgo: Beiboot) und zwar in Pinguinschnabelgelb, so wie sich das für unsere „Mimpi Manis“ gehört. Billig war es nicht gerade, aber dafür bleiben wir jetzt hoffentlich trocken, auch wenn wir - mit Kind, Buggy und kiloweise Einkaufstüten bepackt - mal gegen die Wellen fahren. Nur ins Gleiten kommen wir mit unserer 5PS Gurke dabei wohl nicht mehr, wollen jetzt stattliche 46kg statt wie bisher 23kg Gummitier bewegt werden, aber was soll's, lieber langsam und trocken als schnell und nass! Evi weiß noch nichts davon und es soll eine Überraschung für sie werden, hat sie doch immer auf unserem „alten“ Dinghi rumgehackt (was mit seinem kleinen Schlauch zugegebenerweise eher für die Alz als für das Meer geeignet ist). Aber bevor ich sie wiedersehen darf, haben die Meeresgötter einige Seemeilen in den Weg gelegt. Mit der „Morgi“ und der „La Gitana“ habe ich ein Treffen auf St. Kitts ausgemacht. Und in der Tat, die „Morgi liegt dort in der Marina und wartet ebenso auf die „La Gitana“, die sich um einige Tage verspäten wird, weil die beiden Seezigeuner noch einiges auf den British Virgin Islands und US Virgin Islands zu erledigen haben. Aber was soll's, da ich der „Morgi“ Besatzung ja noch total unbekannt bin, stelle ich mich erst mal vor mit den Worten: „Hallo ich bin der Stephan, die momentane Restbesatzung der „Mimpi Manis“!“ und die Antwort von Edgar dem Skipper der „Morgi“: „ich bin der Edgar und das ist die Claudia, komm doch an Bord, willst ein Bier?“ So ist das bei den Seglern, man/frau kennt sich nicht aber man/frau hat schon voneinander gehört und man/frau ist sofort per du und lädt sich gegenseitig zum Bier ein! Da ich aber keine Lust habe im Hafen auf die „La Gitana“ zu warten, fahre ich 5 Meilen weiter die Küste runter in eine kleine lauschige Bucht (White House Bay) und werfe dort meinen Anker in weichen Sand. Am übernächsten Tag hupt es am Strand und da stehen doch tatsächlich die Seezigeuner und die Morgis an Land mit einem Mietauto, dabei die Insel auf 4 Rädern zu erkunden. Erst mal ein freudiges Wiedersehen mit den Seezigeunern und Bewunderung von Volker für unser neues Gummitier. Sie wollen ihre beiden Boote am nächsten Tag hierher verlegen und tatsächlich, am nächsten Tag Nachmittags kommen die beiden an, werfen Anker und 10 Minuten später sitzen Edgar und Volker bei mir im Dinghi und wir tuckern die Schnorchelgelegenheiten der Bucht und der Nachbarbucht ab. Am Abend dann großes Gelage auf der „La Gitana“ und erst um 1Uhr verlassen die Gäste die „La Gitana“ und tuckern bei Vollmond zu ihren Schiffen. Leider muss ich am nächsten Tag schon wieder weiter, trudeln doch meine beiden Vermissten bald in Antigua ein und dahin muss ich erst mal wieder eine Nachtfahrt einlegen. Ach ja, in der Nacht ist man umgeben von Kreuzfahrern, die sind tagsüber in irgendwelchen Häfen und legen dort dann bei Dämmerung ab und kreuzen die ganze Nacht irgendwelche Kreisel draußen auf dem Meer, nur um dann in der Früh wieder irgendwo festmachen zu können. Da die Entfernungen zwischen den Inseln aber viel zu klein sind, um die ganze Nacht beschäftigt zu sein, fahren sie eben Kreisel oder kreuz und quer, so dass man sehr auf der Hut sein muss, nicht aus Versehen ihren Kurs zu kreuzen. Ob daher der Begriff „Kreuzfahrer“ kommt? Na ja, jedenfalls bei Tagesanbruch liegt Antigua querab und gegen Mittag fällt der Anker mal wieder in „English Harbour“. Wäsche waschen ist jetzt angesagt und vor allem Schiff putzen!

Am nächsten Tag dann fiebriges Warten auf dass es Abend wird und Evi und Lena wiederkommen. Und in der Tat, die beiden trudeln ein, nur dass Lena völlig geschafft von dem langen Flug ist und zudem eine Fetzenerkältung mit Fieber und Husten hat. Kein Wunder, nach 3 Wochen tiefsten Winter zu hause, kaum ein Tag, an dem es nicht geschneit hat. Lena hat sich bis zum Schluss nicht mit den kalten Temperaturen anfreunden können und sie weigerte sich hartnäckig wenigstens ein paar Schritte im Schnee zu laufen. Trotzdem hatten die beiden eine wunderschöne Zeit in Deutschland, der Terminkalender voll mit Treffen mit Freunden, Verwandten und ehemaligen Arbeitskollegen, Junggesellinenabschied, Hochzeit, Taufe, Geburtstagsfeiern... Schon bald jede Nacht in einem anderen Bett (an dieser Stelle nochmals vielen Dank an alle, die uns so liebevoll bei sich aufgenommen haben, uns auch ihr Auto wie selbstverständlich zur Verfügung gestellt haben und für die vielen Babysitterstunden an Opa!). Die Zeit ist viel zu schnell vergangen, nur das kalte Wetter hat den beiden den Abschied ein wenig leichter gemacht. Als wir dann am 18.März am Flughafen München einchecken wollten, schaut uns die freundliche Dame am Check-In etwas verstört an: „ Ja, wo haben sie denn ihr Rückflugticket? Wie? Was? Segelboot? Na dann, hoffentlich bekommen sie keine Probleme bei der Einreise in Antigua!“ Sie war am Ende ganz fasziniert von unserem Leben auf dem Boot und wünschte uns noch alles Gute. Wider Erwarten war die Ankunft in Antigua völlig problemlos: „oh, sailing boat, ok. How long do you want to stay?“ Und schon hatten wir unseren Einreisestempel im Paß. Wer hätte das gedacht, dass das so einfach ist. Mit dem Taxi dann die letzten Kilometer bis English Harbour. Erst jetzt schläft Lena endlich ein. Der lange Flug war viel zu aufregend für sie. Endlich sind wir 3 wieder vereint. Im Halbschlaf bringen wir Lena aufs Boot und sofort ins Bett und die Begrüßung von Papa wird auf den nächsten Morgen verschoben.

Der folgende Tag ist auch gleich von Hektik gekennzeichnet, müssen wir doch noch schnell nach Guadeloupe segeln, um dort Waldi und Alf in der Anse Deshais abzuholen, die beiden werden für eine Woche unsere Gäste sein. Per SMS teilen wir ihnen mit, dass wir dort um 16Uhr ankommen werden und wir schaffen es, pünktlich um 16Uhr fällt der Anker in der Anse Deshais neben der „Knaatsche“, einem deutschen Segler den wir zuletzt Ende Mai in Pylos in Griechenland getroffen haben! So klein ist die Seglerwelt! Mit unserem neuen Dinghi ist es eine Freude uns drei, Waldi, Alf und deren Gepäck auf einmal transportieren zu können, unser altes Dinghi hätte dabei U-Boot gespielt! Da wir unseren Gästen nicht allzu viele Seemeilen zumuten wollen, fangen wir ganz gemütlich mit einem Landausflug am nächsten Tag an. Ein kleiner Spaziergang durch das nette Dörfchen und bei der Gelegenheit wollten wir auch mal wieder ordentlich einklarieren, stammt doch die letzte Ausklarierungsbescheinigung von San Maarten. Auf St. Kitts hatte Stephan keine Lust wegen den paar Tagen einen Papierkrieg anzufangen und wegen dem einen Tag auf Antigua, also bitte! Aber so einfach wie wir uns das vorgestellt haben ist das alles hier in Frankreich nicht. Der Zoll hat gerade zu und das wohl den ganzen Tag, es hängt nämlich ein Zettel an der Tür, dass man bitte nach Basseterre oder Pointe a Pitre gehen soll zum Einklarieren. Aber beide Häfen liegen nicht unbedingt auf unserem nächsten Weg, so dass wir erstmal weiter mit der gelben Flagge unter der Französischen Gastlandsflagge unseren südlichen Kurs entlang der Westküste Guadeloupes fortsetzen.

Da wir kaum Wind haben, sind wir gezwungen, die 10 sm bis zu unserem nächsten Stopp, der Ile de Pigeon zu motoren. Diese kleine Bucht mit der vorgelagerten „Taubeninsel“ ist Jacques Cousteau-Meeresnationalpark und ein Paradies für Taucher und Schnorchler. Als wir unseren Anker geworfen hatten, stellen wir mit Entsetzen fest, dass der gesamte Motorraum unter Wasser steht!! Alles schwimmt (einschließlich Buggy), wir hatten unser eigenes Schnorchelparadies ungewollterweise im Boot! 30cm hoch schwappt Salzwasser in der Bilge und hat ziemlich viel nass gemacht, wie unsere Ölkanister, die Reserveblöcke, Ersatzdieselfilter, Elektroersatzteile, .... Warum zum Teufel hat denn die automatische Lenzpumpe nicht eingeschaltet? Dazu ist sie ja da! Hilft aber alles nichts, erst mal muss mit der manuellen und der elektrischen Lenzpumpe die Bilge grob trocken gelegt werden, dann werden mit dem Schwamm die letzten Reste rausgesaugt. Alles Nasse kommt raus an Deck zum trocknen. Und schließlich müssen noch mit viel Süßwasser die Salzreste vom Motor, Getriebe, ... abgewaschen werden. Der Landgang und das Schnorcheln sind für heute erst mal gestrichen! Am nächsten Morgen stand dann großes Reparaturprogramm an: erst mal die Fehlersuche, woher denn das viele Wasser kam. Das war aber schnell gefunden, war wieder mal der Auspuffschlauch vom Motor vom Schwanenhals gerutscht und hat so einiges Kühlwasser statt nach draußen in den Motorraum gelassen. Um besser an den Auspuffschlauch hinzukommen, musste erst mal die Waschmaschine ausgebaut werden und dann kam der Auspuffschlauch wieder auf den Schwanenhals drauf, dann natürlich wieder die Waschmaschine einbauen! Wir bieten eben unseren Gästen was. Die sollen nicht heimfliegen und sagen: „War nicht viel los!“ Auch die Fehlersuche bei der Lenzpumpe war recht schnell: es hatte sich etwas Dreck in dem Schwimmerschalter verfangen und so verhindert, dass die Lenzpumpe einschaltete. Kleine Ursache, großer Schaden. Denn einige Tage später fiel Stephan auf, dass sich das Getriebe nur schwer schalten lässt, vor allem beim Einlegen des Rückwärtsganges. Bei seiner Fehlersuche stieß er auf Wasser im Getriebe, das mit dem Getriebeöl eine innige Verbindung eingegangen ist und als zähe graue Masse das Getriebe nicht gerade blockierte, aber doch schwergängig machte. Alles Folgen unserer kleinen Überschwemmung! Nach mehreren Getriebeölwechseln flutschte wieder das Schalten. Unsere Gäste waren begeistert, wann hat man denn die Gelegenheit die Technik eines Schiffes so genau studieren zu können?

Der Reparaturtag fiel gottlob doch ein wenig kürzer aus als befürchtet und so konnten wir den restlichen Nachmittag noch faul am Strand liegen und ins feuchte Schnorchelparadies eintauchen. Als am nächsten Morgen ein Zollboot aufkreuzt und Kreisel um uns rum dreht, sich aber dann doch dazu entschließt, den Brasilianer, der neben uns ankerte zu kontrollieren, bleibt uns für einen Moment der Atem stehen. Noch mal Glück gehabt. Was die wohl zu unseren Papieren gesagt hätten? Stephans Ausklarierung aus St. Maarten, Evi und Lena zwar in Antigua eingereist, nicht aber wieder offiziell ausgereist und Waldi und Alf sind auf unserem Boot gar nicht in der Crewliste registriert. Außerdem fehlt ja immer noch die offizielle Einklarierung in Guadeloupe. Besonders begeistert wären sie von unserem Kuddelmuddel sicherlich nicht gewesen. Für uns steht auf alle Fälle fest: die nächste Möglichkeit zum Einklarieren muss genutzt werden. Wir gehen Anker auf und machen uns auf den Weg zu den Iles des Saintes, einer kleinen Inselgruppe im Süden von Guadeloupe, die - wie noch ein paar andere Inselchen - zu Guadeloupe (und somit Frankreich) gehören. Dieses Mal ist die Fahrt schon etwas ruppiger, als wir den Windschatten Guadeloupes verlassen. Obwohl Waldi etwas blass um die Nase wird und erste grünliche Anzeichen im Gesicht zu erkennen sind, hält sie sich erstaunlich gut. Nach insgesamt 6 Stunden Fahrt (zunächst Leichtwindsegeln, dann Aufkreuzen und schließlich motoren) sind wir am Ende alle froh, endlich vor dem Hauptort der Insel angekommen zu sein und unseren Anker fallen zu lassen.

Wir versuchten auch hier einzuklarieren, aber beim ersten Anlauf war gerade mal Feiertag, so dass wir auf den nächsten Tag vertröstet wurden. Als wir am nächsten Morgen dort wieder eintrudelten und unsere Pässe und Schiffspapiere bereithielten, war dann das Fax kaputt, so dass die freundlichen Beamten uns nur den Tipp geben konnten doch in Pointe a Pitre einzuklarieren, wenn wir eh dorthin fahren und die paar Tage seien auch nicht so schlimm. Man kann nicht behaupten, wir hätten's nicht probiert!

Auf den Iles de Saintes genießen wir die herrliche Landschaft, das klare Wasser und die schönen Strände zum Baden und Schnorcheln. Die Hauptinsel Terrre de Haute ist so klein, dass man getrost die meisten Wege zu Fuß ablaufen kann. Sogar vor dem schweißtreibenden Aufstieg zur Festung Fort Napoleon schrecken wir nicht zurück.Das tut unseren faulen Seglerfüssen auch mal ganz gut! Dafür werden wir auch mit einem gigantischen Ausblick auf die verschiedenen Buchten der Insel, einem interessanten Museum und einem netten Kakteengarten mit jeder Menge bis zu 1 m langen Leguanen entschädigt.

Die gemeinsame Woche vergeht wie im Fluge und wir müssen uns schön langsam zurück auf den Weg nach Pointe a Pitre auf Guadeloupe machen. Dort wollen wir die letzten beiden Tage von Waldi und Alfs Urlaub noch ein Auto mieten, um uns gemeinsam die Insel anzusehen, die unglaublich grün ist. Wir unternehmen einen kleinen Spaziergang zu den Wasserfällen Chutes du Carbet, von wo aus man auch einen schönen Blick auf den Vulkan La Sufriere hat. Unsere geplante Wanderung um den schönen See „Grand Etang“ brechen wir jedoch panikartig ab, nachdem uns ganze Horden von Moskitos schon nach ein paar Metern freudig begrüssen und sich gleich an jedem freien Fleckchen Haut festsaugen. Entlang der Küstenstrasse geht es einmal rund um die die Westinsel Guadeloupes, mit Stopp im Maison de Cacao, einem etwas überteuertem Kakaomuseum. Am nächsten Tag steht der östliche Teil von Guadeloupe mit seinen schönen Stränden und dem landschaftlich beeindruckenden Kap Pointe des Chateaux auf dem Programm. Wir machen einen richtig schönen Faulenzertag am Strand, plantschen nochmals gemeinsam im türkisgrünen Wasser und bedauern, dass die Woche bereits vorbei ist und wir von den beiden Abschied nehmen müssen. Wir hatten eine schöne Zeit zusammen. Viele gemeinsame Stunden, viel Geplausche und viele schöne Spieleabende, wo wir endlich mal unsere ganze Spielesammlung hervorkramen konnten. Wann werden wir sie wiedersehen? Im Pazifik auf dem Weg von Samoa nach Kiribati? Alf will unbedingt mal nach Kiribati (Kiribass gesprochen), aber es ist etwas schwierig dort hinzugelangen und so versprechen wir ihm, dass wir ihn gerne dorthin mitnehmen, wenn wir im Pazifik sind. Waldi ist, um es vorsichtig zu formulieren „nicht immer seefest“, so dass da wohl noch etwas gutes Zureden notwendig sein könnte.

Als wir 3 am Abend vom Flughafen zum Dinghisteg zurückkommen, finden wir an unserem Dinghi einen Zettel von den Michaela und Volker: „Hallo ihr 3, wir sind ebenfalls hier in der Marina, kommt doch auf ein paar Bierchen vorbei“. Dass lassen wir uns nicht zweimal sagen. Dort treffen wir auch Edgar und Claudia von der „Morgi“, und das Hallo ist groß. Die „La Gitana“ wurde am nächsten Tag rausgehoben, weil sie Probleme mit dem Wellenlager hatten. Ursache war wohl der fehlerhaft eingebaute Motor. Aber so schnell wie sie sich das gedacht hatten war die Sache nicht zu beheben, denn der Motor war viel zu hoch eingebaut und die Einstellschrauben bereits am Anschlag, so dass das Motorfundament abgeändert werden muss. Sie bekamen also einen neuen Krantermin für Mitte April und durften Tags darauf mit dieser Hiobsbotschaft wieder ins Wasser. Das nennt sich wohl Murks vom damaligen Mechaniker, der entweder keine Lust hatte den Motor richtig ausgerichtet einzubauen (war es ihm zuviel Arbeit?) oder es übersehen hatte (das sah aber ein Blinder mit dem Krückstock, wenn man von hinten durch den Wellentunnel auf das Getriebe schaute, war es deutlich außerhalb der Mitte)! Na jedenfalls den beiden bleibt auch nichts erspart. Abgesehen von dem Zeitverlust und dem Stress, kommt noch der finanzielle Aspekt hinzu, zweimal Kranen, einige Tage auf dem Trockenen, die Mechanikerstunden, ... Hoffen wir, dass sie ihre Kosten vom ursprünglichen Mechaniker in Südfrankreich wieder zurückbekommen, Garantie sollte ja noch gelten.

Am nächsten Morgen verlassen wir den schrecklichen Ankerplatz von Pointe a Pitre (ach ja, übrigens sind wir dort inzwischen erfolgreich einklariert) und machen uns auf den Weg nach St. Francois,um dort in einer herrlich türkisblauen oder heißt es türkisgrünen Lagune zu ankern. Ein schöner Strand für Lena, und ein paar Faulenzertage für uns. Tagsüber steigt die Wassertemperatur auf über 30°, weil es hier so flach ist und trotzdem konnte man im 3m tiefen Wasser die Sandkörner zählen. Hier entdeckt Lena wieder ihre Liebe zum Wasser und genießt es in ihrem gelben Schwimmreifen zu sitzen und mit Mama und Papa zu plantschen.