MIMPI MANIS

oder

Eine Familie erfüllt sich ihren Traum von Freiheit



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Januar: der Winter hat den Süden Deutschlands schwer und fest im Griff, dennoch schaffen wir es an der „Mimpi Manis“ zu arbeiten. Ein Heizlüfter und alle Öffnungen dicht, so schaffen wir doch 5 ° in der Kajüte und können einige Sachen montieren. Draußen liegt Schnee und wir müssen uns immer wieder vor Augen halten, dass es nie mehr wieder so kalt wird auf der „Mimpi Manis“ wie jetzt, in manchen Nächten sinkt das Quecksilber auf -20° und tagsüber ist auch nicht mehr wie -10° drin. 1-Komponentenlack ist zum Glück nicht kälteempfindlich, bis auf die Tatsache, dass er dann über eine Woche braucht um anschleifbar zu sein. Aber in der Firma gibt es auch einiges zu tun und so werden die Minusstunden vom Sommer endlich weniger. Aber zu allem Überfluss habe ich noch einen Nebenjob angenommen, der doch mehr Zeit in Anspruch nimmt als geplant. Das Geld können wir gut gebrauchen, aber die Zeit fehlt uns dann doch irgendwo. Polster beziehen kann man/frau auch in der warmen Stube und Holz zuschneiden im Freien ist auch kein Problem, sofern es dann in den warmen Keller zum Vorlackieren geht. Zu allem Überfluss wurden 100m Ankerkette nach München geliefert, statt an die angegebene Lieferadresse. Also auch noch die 150kg ins Auto verladen und zum Boot karren, ich habe ja sonst nichts zu tun!



Februar: Noch immer keine Warmfront in Sicht, aber immerhin haben wir einen Mieter für unsere Wohnung in München gefunden. Die Beiden wollen auch gleich einen längerfristigen Kündigungsschutz für die nächsten Jahre, was wir sehr begrüßen, denn ein Mieterwechsel kann ziemlich nervig sein. Auch werden unsere „Siebensachen“ dank Ebay immer weniger. Für was manche Leute Geld zahlen!, ich hätte es auch in die Mülltonne geschmissen ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen, aber so füllt es immerhin die Bordkasse. Zeitaufwendig ist es schon bei Ebay zu versteigern, alles zu fotografieren, beschreiben, einstellen, beobachten, Anfragen beantworten, Kontostände abrufen, mahnen wenn einer mal nicht gezahlt hat, dann das ganze verpacken und zum Paketshop bringen, nur um dann hinterher 1 Euro zu kassieren. Langsam geht es auch los mit dem Kündigen von Versicherungen, Mitgliedschaften in diversen Vereinen, Besuche von Bekannten, ... 2 Tage die Woche in der Firma, nochmal 2-3 Tage im Nebenjob und dann noch Wohnung leeren, die letzten Staubfänger bei Ebay einstellen, nachschauen ob auch gezahlt wurde, die Kartons zum Paketdienst bringen. Wahnsinn, wieviele Bekannte man plötzlich hat und alle wollen uns nochmals verabschieden. Aber jeder der zu uns kommt um Tschüß zu sagen wird mit einem Auto voll Sammelsurium „belohnt“.





März: Dank einer Anzeige in der „Bootsbörse“ können wir einen Haufen übergebliebenes Baumaterial recht günstig verkaufen, nur den Baucontainer will keiner. Ein heißer Monat, nicht das Wetter, das immer noch auf Minusgrade und Dauerfrost steht, so dass die Arbeiten am Boot langsamer vorwärts gehen, als gedacht. Einige Lackierarbeiten sind noch zu machen, so die Galleonspinguine, das Antifouling, ... Auch das Innenleben ist noch weit davon entfernt als fertig zu gelten. Aber wir haben ja noch ein paar Tage im April als Luft eingeplant, hoffentlich langen die! Heiß ist der März weil wir endgültig aus der Wohnung raus müssen. Ich habe gar nicht gewusst, dass unsere Adresse so bekannt ist, wem ich alles eine email, ein Fax, einen Brief schreibe oder anrufe, Unzählige. Tja das hat man davon, wenn man/frau sich aus dem Staub macht. Am 24.3 vormittags dann letztes Gespräch mit meiner Doktorandin (ja ja, manche bekommen einfach nicht genug zu tun und suchen sich noch zusätzliche Arbeit!) und dem Prof. Sieht alles relativ gut aus, bin ja gespannt ob auch alles klappt und ich dann bald Fr. Doktor sagen muss! Nachmittags dann den Umzugs-LKW holen. Am 25. dann eine Ladung zu meinem Schwiegervater und eine Ladung zu meinen Eltern. Am 26. dann unsere Wohnung in München weißeln und putzen. Opa und Oma helfen uns, denn sonst würden wir im Viereck hüpfen, zumal Lena ja auch noch Ansprache braucht. Wahnsinn, was sich da so an Dreck in den 3 Jahren angesammelt hat. Am 27. und dem Rest der Woche dann Aufbauen des Schlafzimmers (den einzigen nicht verkauften oder verschenkten Möbeln) in der Wochenendwohnung meines Schwagers (bei meinem Schwiegervater) und die Wohnung wohnlicher machen. Wobei am Mittwoch schon wieder ein andere Termin drückte, nämlich der Abschied von meinen Kollegen. Und ausgerechnet jetzt kommt noch das BSH (Bundesamt für Schifffahrt und Hydrographie) und verlangt eine eidesstattliche Erklärung von einem Notar und was weiß ich nicht noch alles, wie wenn ich nicht genügend zu tun hätte. Immerhin ist es uns gelungen auch noch unser letztes Auto zu verkaufen (von ehemals 2 Motorrädern und 2 Autos). Ein Monat, den ich nicht nochmals durchleben will!






April: wir packen unsere Sachen und ziehen mit einem Auto voll zu meinen Eltern. Das Boot ist leider noch nicht bezugsfertig, aber das Wetter hat sich erbarmt und tagsüber hat es doch schon etliche Plusgrade. Also schaffen wir es doch noch „fast“ alles fertig zu kriegen, wenn auch einige Dinge wie der Probelauf der Heizung und das Probewohnen an sich ausfallen müssen. Evi schleppt einen Karton nach dem anderen mit unseren Mitnehmseln (Kleidung, Bücher, Spiele, Stofftiere, ...) heran während Opa und ich die letzten Detaillösungen konstruieren und die Ausrüstung heranschleppen und verstauen. So voll wie am Ende der Bauzeit war der Baucontainer noch nie, was da alles rumliegt: Rettungsinsel, Schlauchboot, Windsteueranlage, Waschmaschine, Anker, Festmacher, Fender, Schwimmwesten, Restholz, Werkzeug, Segel, Beschläge, Außenborder fürs Dinghi, Ersatzteile, ... Aber fast alles hat seinen Platz gefunden, nur ein paar Stofftiere mussten wieder zurück in den Karton in den Heizungskeller meiner Eltern. Noch ein Besuch im Einwohnermeldeamt, denn Ordnung muss sein, in Deutschland.
Jetzt stand auch der GROSSE Einkauf an, denn so billig wie in Deutschland werden wir wohl nicht mehr so schnell einkaufen können. Nach längeren Überlegungen sind wir dann los und haben stur unseren mehrseitigen Einkaufszettel abgearbeitet. 150l Orangensaft, 50l Apfelsaft, ... ein Mitarbeiter des Supermarktes wollte uns schon eine Palette mitsamt dem Stapler leihen, nur dass wir alles auf einmal transportieren können. Das Einkaufen ging ja noch, dann kam das Verstauen. An Platz mangelte es zum Glück nicht, aber die Logistik beim Einstauen. Also eine Stauliste geschrieben, sprich wo verbirgt sich was. Hoffentlich finden wir auch wieder alles! Im Nachhinein haben wir auch das Meiste wieder gefunden, wenn wir auch im Juni nochmals alles rausgestapelt und nochmals neu sortiert und inventarisiert haben.
Am 16. kam dann endlich auch das Flaggenzertifikat, nachdem etliche Telefonate, unzählige Missverständnisse aus dem Weg geräumt haben und die Sachbearbeiterin beim BSH eingesehen hat, dass sie Murx gebaut hat und dann das „Gute Stück“ etwas außerhalb des Dienstweges fertig gestellt und zur Post gebracht hat.
Am Tag vor der Abfahrt dann noch die Kommunion meines Neffen Johannes mitgenommen. Wobei die ganze Zeit die Gedanken um die „Mimpi Manis“ schwirrten. Die Verwandtschaft hat dann auch die Gelegenheit genutzt und uns entweder beglückwünscht zu unserem Vorhaben oder nur „vielsagend“ den Kopf geschüttelt. Überhaupt gab es nur zwei Reaktionen sobald wir jemanden von unserem Vorhaben erzählten, entweder vollständige Zustimmung nach dem Motto jetzt oder nie und Lena wird es zusammen mit ihren Eltern schon meistern oder aber die häufigere Variante, dass wir schlicht und ergreifend für verrückt erklärt wurden. Irgendwo dazwischen gab es praktische keine Stimmen.

Am 18. war es dann soweit, die gesamte Ausrüstung und die Lebensmittel verstaut, die Wassertanks gefüllt, die Nacht schlaflos verbracht und nervös wie die Hühner auf den Tieflader gewartet. Der kam dann auch pünktlich, aber wer nicht kam war der Autokran, der ließ sich 2 Stunden mehr Zeit und auch erst auf mehrmalige Anrufe erinnerte sich die Sachbearbeiterin daran, dass da ja noch ein Krantermin ansteht. Aber irgendwie haben wir es dann doch geschafft und die „Mimpi Manis“ auf den Tieflader gebracht. Unser Boot also unterwegs nach Slowenien und wir? Wir stiegen flugs ins Wohnmobil von Oma und Opa und verließen das regnerische Deutschland mit dem Ziel des sonnigen Südens. Am 18. schafften wir es auch bis zum Etappenziel, einer Weinkellerei in Trento (Italien). Am 19. also in aller Herrgottsfrüh 300l Wein (220l für die "Mimpi Manis", 80l für Oma und Opa) gebunkert und dann im Eiltempo nach Slowenien um rechtzeitig bei unserem Boot zu sein. Kaum waren wir da, gings auch schon ins Wasser und siehe da, sie schwamm, ohne dass Wasser eindrang. Also doch sauber genug gearbeitet!

Noch am selben Tag den Mast gestellt und auch hier passten alle Wanten und Stagen. Ein weiteres kleines Wunder, dass der Motor auf Kommando ansprang und ohne Mucken uns zum Liegeplatz brachte. Hier verbrachten wir dann geschlagene 2 Wochen um das Boot segelfertig zu machen (Schoten und Bullenstander ablängen und einziehen, Segel probesetzen, Sonnensegel montieren, Holepunkte festlegen und Umlenkrollen anbringen, die Windsteueranlage montieren, den Segellatten, die sich beim Auspacken selbständig gemacht haben bei 10° Wassertemperatur nachtauchen...). Und auch einige „Kleinigkeiten“ mussten noch gemeistert werden, wie dass die Heizung nicht funktionierte (irgend woher kam Luft in die Dieselleitung) und das Klo wollte nicht so wie sein Erdenker und Einbauer es vorgesehen hatte. Das Problem mit der Heizung lies sich „mit Bordmitteln“ beheben. Nur das Problem mit dem Klo war tiefgreifender Natur. Der Einbauer hat sich nämlich gedacht, dass mit der Klopumpe auch gleichzeitig die Dusche gelenzt werden könnte, sofern ein Umschalter dazwischen geschaltet wäre. Theoretisch funktionierte das auch, nur praktisch eben nicht, weil der Umschalter kleine Mengen Luft rein lies und damit der Unterdruck im Klo nicht groß genug war um Seewasser anzusaugen. Dieser Umstand konnte natürlich beim Probeversuch auf dem Trockenen nicht auffallen, weil da ja kein Seewasser über die Aussenleitung reinfliesen konnte. Also Kataloge gewälzt und beschlossen eine zweite Pumpe zu kaufen und zur Duschlenzpumpe zu degradieren. Aber die örtlichen Ausrüster hatten keine passende Pumpe auf Lager, so dass wohl oder übel über einen deutschen Versandhändler eine passendes Stück geordert wurde. Dauerte einige Tage und kostete 45EUR Versandkosten. Aber war immer noch billiger wie vor Ort etwas zu bestellen, da es deutlich schneller war und dadurch die nicht unerheblichen Marinakosten (30EUR/Tag) gesenkt wurden, weil wir ja einige Tage früher weg kamen. Dennoch blieben wir bis 30.4. und verabschiedeten uns dort von Oma und Opa, die uns wahnsinnig viel geholfen haben. Oma hat sich mit Lena beschäftigt und uns dadurch Zeit gegeben am Boot zu werkeln, Opa hat mit Rat und Tat zur Seite gestanden und mitgeholfen. Vormittags wurde gewerkelt und dann am Nachmittag nutzten wir die flaue Brise um Probezusegeln und uns an das Schiffsleben zu gewöhnen.















Mai: am ersten Mai war es dann soweit, wir verließen Oma und Opa und liefen um 13:30Uhr aus Koper aus Richtung Griechenland. Die Fahrt an sich war bedeutungslos, denn es war entweder gar kein Wind oder aus der falschen Richtung (SE). Gäbe es da nicht diesen einen Tag und eine Nacht, die durchaus erwähnenswert sind. Schuld hat durchaus der Kapitän, weil er sich nicht um Wetterberichte kümmerte, Kurzwellenradio und UKW-Funk waren ja auch noch nicht eingerichtet und wie so vieles noch nicht ausprobiert. Wieso denn auch, war die Adria doch erstaunlich ruhig und glänzte mit spiegelglatter Oberfläche, so dass der Motor unser fast alleiniges Fortbewegungsmittel war. Nur die Überfahrt von Brindisi nach Korfu gestaltete sich dann anders, war der Kapitän anfänglich noch begeistert vom Wind (zuerst 3, dann 5 und später 6), weil endlich mal der Motor schwieg, so änderte sich das sehr rasch, als der Wind immer noch mehr zunahm und sich dann bei 8Bft und 4m Wellen einzupendeln begann. In Böen waren es deutlich mehr als 8Bft, denn das Wasser flog quer durch die Luft! Jedenfalls war mit der Selbststeueranlage nichts mehr los, weil der Ruderdruck einfach viel zu groß war und die Steuerseile rissen, Müdigkeit griff auch um sich und so beschloss der Kapitän, dass das Boot in der Nacht treiben sollte und erst am nächsten Morgen wieder aktiv in das Geschehen eingegriffen wird. Gesagt getan, zwei Schleppleinen achteraus, Luken dicht und versucht zu schlafen. Wäre da nicht Lena gewesen, die unbedingt etwas essen und eigentlich nicht schlafen sondern spielen wollte. Evi meistere die „Unpässlichkeit“ unserer Tochter sehr gut. Um 5:30Uhr war soviel Helligkeit, dass der Skipper dann in Ölzeug und mit Sicherheitsgurt ins Cockpit ging und dem Schiff Fahrt halbwegs in die richtige Richtung verlieh. Im Laufe des Vormittags lies der Sturm dann auch weiter nach, so dass die Sturmfock gesetzt werden konnte und wir besser manövrierfähig waren. Die Navigateuse entdeckte dann auch einen geeigneten Schutzhafen an der Westküste Korfus, den wir noch bei Tageslicht schafften, glücklich das Alles überstanden zu haben. Nach 14 Stunden an der Pinne, nur unterbrochen vom Sturmsegel setzten verspürte der Kapitän plötzlich Durst und einen Druck auf der Blase.

Was wir daraus gelernt haben? Wetterberichte hören kann den Törn angenehmer gestalten und eine ganz wesentliche Erkenntnis: „die „Mimpi Manis“ hält mehr aus als die Besatzung ihr zugetraut hätte“, so kam durch die Lüfter und Luken kein Wasser rein, obwohl gelegentlich Brecher das Deck überspülten. Auch ging nichts zu Bruch, keine Flasche im Flaschenkasten oder eines der Gläser, auch wenn es fürchterlich gescheppert hat. Und trotz der Schräglage gingen alle Türen problemlos auf, obwohl sie nur 3mm Luft zu den Bodenbrettern hatten. Ein schönes Gefühl, wenn man Zutrauen zu seinem Boot bekommt, auch wenn die Gelegenheit dazu nicht besonders angenehm war.

Oma und Opa waren auch schon auf Korfu angekommen, (mit der Fähre von Venedig) so dass auf unsere SMS, dass wir da sind, beide sofort ins Wohnmobil stiegen und zu uns kamen. Glücklich wiedervereint kümmerten sie sich um Lena und wir hatten Gelegenheit die kleinen Sturmschäden zu beseitigen und ein bisschen was von Korfu anzuschauen.

Nach ein paar Tagen verabschiedeten wir uns von Oma und Opa und segelten weiter Richtung Süden, nach Paxoi. Lauschige kleine Häfen und Buchten säumten unseren Weg nach Lefkas. In der Bucht von Poros auf Lefkas dann endgültig angekommen war unsere vordringliche Aufgabe die Abschiedsfete zu organisieren. Also eine Taverne auszuwählen, unsere Gäste begrüßen und vor allem auch ein bisschen zu unterhalten. Das Problem mit der Taverne war schnell gelöst, nach dem zweiten Probeessen war uns klar „hier oder nirgends“ und so machte der Besitzer auch große Augen, als wir ihm erzählten, dass wir am Dienstag mit 40 Leuten wiederkommen wollten und dass wir die ganze Rechnung zahlen werden und vor allem dass keiner hungrig oder gar durstig aufstehen solle. Das Geschäft des Monats für ihn, verliefen sich doch sonst hier in der Nebensaison nur ein bis 2 Pärchen pro Abend in seine Taverne! Er gab sich auch wirklich Mühe und um 4:30Uhr war dann endgültig Schluss, nachdem nur noch ein kleiner Haufen von „Unbelehrbaren“ über war und eigentlich keiner mehr als nüchtern zu bezeichnen war.
Die folgenden Tag waren sehr schmerzhaft für uns, mussten wir uns doch von unseren Bekannten verabschieden wohl wissend, dass es mitunter Jahre dauern kann bis wir uns wiedersehen. Jeden Tag fuhren ein paar weg und der Haufen der treuen Gesellen wurde zusehends weniger. Wir unternahmen Tagesausflüge mit der „Mimpi Manis“ und konnten so unseren Freunde unser Zuhause für die nächsten Jahre zeigen. Als „fast“ alle abgereist waren segelten auch wir weiter Richtung Süden.















Juni: unsere Stationen auf dem Weg: Kefalonia, Zakinthos, mehrere Orte auf dem Peloponnes und endlich wieder Oma und Opa in Koroni. Die beiden freuen sich jedes mal wenn sie Lena wiedersehen und sind ganz hin und weg von unserer Tochter. Überhaupt, Lena ist unser Augenschein und der Star in jedem Hafen! Nicht nur andere Segler sind begeistert, dass wir es wagen mit einem soooo kleinen Kind zu segeln, sondern auch die Griechen sind total vernarrt in Lena und schenken ihr schon mal ein paar Kleinigkeiten. Leider mussten wir die Zeit mit Oma und Opa abkürzen, da der Wind aus sehr ungünstiger Richtung in den Hafen von Koroni stand und „Mimpi Manis“ regelrechte Bocksprünge vor Anker machte. Bei 5-6Bft, in Böen bis 7 dann mal wieder ein Kap gerundet und gegen massive ablandige Böen >7Bft in den Hafen von Porto Kagios geflüchtet. Weiter zum Traumstrand auf Elaphonisos und dann den Peloponnes hoch Richtung Nauplia. In Leonidon dann das Unerwartete, steht doch tatsächlich ein Niederländer am Steg und labert auf Indonesisch los. Ein paar Brocken bringe ich auch noch zusammen und so unterhalten wir uns noch ein bisschen. Wie er darauf kam, dass ich Indonesisch spreche? Ganz einfach, ist doch der Namen unserer „Mimpi Manis“ aus dem Indonesischen und bedeutet „Süße Träume“. Der Niederländer war mehrere Jahre in Indonesien und daher kannte er die Bedeutung des Namens unseres Bootes und war ganz baff in Griechenland jemanden zu treffen der Indonesisch spricht, mindestens genauso baff wie wir.
In Nauplia dann haben wir uns ein Auto gemietet und sind nach Epidauros, Korinth und Mykene gefahren, Tyrins hatte leider schon zu als wir dort kurz nach 15Uhr eintrafen. Aber zum Einkauf beim Lidl in Nauplia hat es doch noch gereicht. Überhaupt sind einige Lebensmittel in Griechenland ziemlich teuer, wie Dosenbier, Joghurt, Wurst und Käse. Hier kann Lidl eine Ausnahme machen und mit konkurrenzlos günstigen Preisen aufwarten. Zum Beispiel kostet eine 0,33l Dose Bier im griechischen Supermarkt ca. 0,60-0,65€, beim Lidl nur 0,29€ für 0,5l! Statt 1,80€ pro Liter eben nur 0,60€ pro Liter! Man/frau kann zur Personalpolitik von Lidl stehen wie man will, billig ist er und manchmal eben deutlich billiger!

Weiter gings über Hydra in die Kykladen. Auf Hydra passierte uns die „Rattengeschichte“, die ich hier mit der Originalstimme von Evi wiedergeben will:
„Aber auch lustige Anekdoten gibt es zu berichten, auch wenn mir in folgender Situation nicht mehr zum Lachen war: eines Nachts, ich schlief gerade seelenruhig alleine in der "Hundekoje", die im hinteren Bereich des Bootes liegt, als ich plötzlich durch irgendwas in meinem Gesicht aufwachte. Noch halb schlaftrunken dachte ich zuerst an einen Fisch, der mir ins Gesicht gesprungen war. Innerhalb von ein paar Sekunden wurde mir natürlich klar, dass ein Fisch nicht den Weg bis in meine Koje schaffen konnte, also kam ich zu der Schlussfolgerung, dass dies ein Frosch gewesen sein muss, der mich so zärtlich wach geküsst hat. Nicht wissend, was es schließlich war, fing ich an lauthals zu schreien. Durch den Schrei zu Tode erschreckt, floh das "etwas", wobei es die Metalldose, die neben meinem Kopf lag, versehentlich streifte und zu Boden warf. Nun, 100% wach von besagtem Kuss und dem Lärm der heruntergefallen Blechdose, fragte ich mich ob ein Frosch in der Lage ist, einen solchen Radau zu veranstalten, war es vielleicht eine Katze?, ein Hund?, ein Einbrecher??????, Stephan, der inzwischen nach hinten geeilt war, um mir zu helfen, machte Licht und ging auf die Suche nach dem vermeintlichen Frosch! Gleich neben meiner Koje, versteckt hinter einem kleinen Rucksack fand er den Einbrecher: es war eine große, graue Ratte!!!!! Wie vom Blitz getroffen saß ich in meiner Koje, rührte mich nicht mehr vom Fleck und hoffte inständig, dass dieses Viech nicht versehentlich in meine Richtung flüchtet, während dessen Stephan -bewaffnet mit einer Eisenstange- Jagd auf die Ratte machte. Eine wilde Hetzjagd begann, durch den Salon, hinein ins Bücherregal, dann unter den Tisch, und schließlich nach draußen ins Cockpit. Ich nutzte die Gelegenheit, und verschwand feige in den vorderen Teil des Schiffes zur schlafenden Lena, wo ich mich deutlich sicherer fühlte und überließ Stephan seinem Schicksal. Er schaffte es, das völlig verängstigte Tier aus dem Boot zu treiben, mit einem Sprung ins Wasser rettete sich die Ratte vor Stephans Schlägen. War ich froh, den blinden Passagier wieder los zu sein. Aber etwas seltsam war das ganze schon: obwohl wir in einer einsamen Bucht ankerten, hatte das Viech den Weg in unser Boot gefunden (im Hafen hätte mich das weniger gewundert). Offensichtlich war es über die Landleine, die wir an den Felsen befestigt hatten ins Boot gehuscht. Die Nacht war für mich gelaufen. Hinter jedem kleinen Geräusch vermutete ich erneut eine Ratte. Ich legte keinen gesteigerten Wert darauf, nochmals wach geküsst zu werden. Mir war beim besten Willen nicht mehr zum Lachen zumute.“

Nachdem wir auch diese Prüfung überstanden hatten ging es weiter in den Kykladen mit der Besichtigung von Mykonos und Delos, das wirklich sehr sehenswert ist. Eigentlich wollten wir uns nur ein paar Tage auf Paros aufhalten, ein bisschen ausruhen und dann weiter, aber der Meltemi hielt uns mit 7 Beaufort in unserer geschützten Ankerbucht fest. Als wir dann endlich den Mut gefasst hatten auszulaufen und uns nach Süden durchzuschlagen geschah etwas, das wirklich das Ende der „Mimpi Manis“ hätte sein können. Das Meer war immer noch aufgewühlt von den starken Winden der Tage zuvor und wir machten uns auf den Weg nach Schinoussa, als der Motor unerwartet ausfiel. Wir waren nur 500 m von den Klippen entfernt und hatten noch keine Segel gesetzt, weil wir noch immer gegen den Wind anmotorten, bzw. wollten. Verzweifelte Versuche, den Motor wieder zu starten schlugen fehl, auch schafften wir es nicht, das Boot (ohne Motor) in den Wind zu stellen um Segel zu setzen. Ein ziemlich heftiger auflandiger Wind (ca. 6 Bft) trieb uns immer weiter Richtung Land und Felsen, bis wir nur noch ca 10 mtr. davon entfernt waren. Die Wassertiefe unter Kiel betrug nur noch 1,20 mtr. Plötzlich, wie durch ein Wunder schafften wir es, den Motor für 1-2 Minuten zum Laufen zu bringen, genug um uns und ein paar Meter weg von den Felsen zu bringen. Das war sauknapp!! Schnell ein Segel gesetzt und weg von der Küste. Hätte nicht viel gefehlt und wir wären gestrandet. Und Lena? Die hat die ganze Aufregung (Gott sei Dank) in ihrer Koje verschlafen! Also unter Segel zurück zu unserem alten Ankerplatz und wieder geankert. Die Ursache der „Fasthavarie“ war Dreck in der Dieselleitung, der das Rückschlagventil zugesetzt hatte. Die Dieselleitung gespült und gehofft, dass der Dreckbatzen sich bis in den Filter vorgewagt hat.
Am Abend dann erneuter Versuch, aber diesmal kamen wir in ein Fischernetz und mussten wieder aufgeben, haben sich doch tatsächlich einige Quadratmeter Netz und einige Meter Leinen in der Schraube verfangen. Es war zum Verzweifeln, an diesem Tag klappte einfach gar nichts. Am nächsten Tag dann um 6 Uhr Tauchgang und die Leinen und die Netzreste aus der Schraube geschnitten und dann endlich konnten wir Paros verlassen. Zum Glück war der Fischer noch nicht unterwegs und so entgingen wir der fälligen Standpauke. Im Rekordtempo (endlich mal Wind von hinten und dazu noch Strom der schob!) nach Schinoussa gesegelt und dort einen gemütlichen Nachmittag verbracht. Am nächsten Tag ging das Maleur weiter, statt dem 5er Nordwind hatten wir plötzlich einen 7er NE, also genau aus der Richtung wo wir eigentlich hin wollten. Abdrehen und in die nächste Bucht auf Amorgos geflüchtet. Das haben aber andere auch schon, so dass es dort ziemlich eng wurde und bei einem 7er Wind, der um die Ecken pfeift auch nicht besonders angenehm ist. Am nächsten Tag dann weiter Richtung Osten, wenn auch die Navigateuse anfangs nicht so richtig losfahren wollte, sondern lieber noch einen Tag gewartet hätte. Am Vormittag war kein Wind, dafür noch immer die Restdünung vom Vortag, das schaukelt! Und kaum dass wir einen Ankerplatz ausgemacht hatten, fiel schon wieder der Diesel aus. Nur war es diesmal nicht so schlimm, da wir etwas ablandigen Wind hatten und uns einfach kurzerhand entschlossen den Wind zu nützen und weiterzusegeln, zumal der der Ankerplatz auch nicht allzu sicher gewesen wäre. Beim Anlegen in Levitha dann wollte der Diesel wieder, auch wenn er etwas muckte.
























Juli: Am nächsten Tag stand dann also erst mal ein großer Reparaturauftrag an, das Inspektionsloch vom Dieseltank aufmachen, die Saugleitung ausbauen, das Rückschlagventil demontieren, die Saugleitung wieder einbauen, die Dieselleitung auf Dichtigkeit prüfen, das Inspektionsloch wieder verschließen und hoffen das damit das Problem gelöst war. Was sich so einfach anhört war in der Tat eine tagesfüllende Beschäftigung, denn die 40 Schrauben des Inspektionsloches sind nicht so ohne weiteres zugänglich, sondern das bedarf durchaus einer gewissen Fingerakrobatik für die Demontage und noch mehr für die Montage. Da darf sich der Maschinist dann auch ein Bierchen genehmigen, sobald die letzte Schraube ihr Mutter gefunden hat und auf Drehmoment gebracht worden ist. Auch dass der Dieseltank zu ¾ gefüllt war machte die Sache nicht unbedingt leichter, sondern führte dazu, dass dem Maschinisten der Diesel bis zur Achselhöhle stand. Aber immerhin, seitdem hatten wir keine Probleme mehr mit dem Dieselmotor. Da die Ägäis es gut mit uns meinte und für den nächsten Tag Windstille beschloss, motorten wir von Levitha nach Kos und wir gingen vor Kefalos vor Anker und genossen ein paar ruhige Tage, bis, ja bis sich die gesamte weibliche Besatzung am 6.7 verabschiedete und zurück nach Deutschland flog. Der Kapitän alleine auf der „Mimpi Manis“ weiß nichts Besseres zu tun und schreibt eifrig an der Webseite und führt Reparaturen aus, die schon länger auf sich warten lassen und hofft seine weibliche Besatzung im August auf den Balearen wiederzusehen.

Eine Woche später wird dann durch Opa verstärkt die Fahrt Richtung Westen auf die Balearen aufgenommen. Wir segeln was das Zeug hält, 35 Meilen sind am Tag an direkter Strecke zu machen. Aber das Zeug, respektive Pinne, hält nicht viel und bricht sang aber nicht ganz klanglos in der Mitte durch. Beim nächsten Ankerstop wird sie dann mit „Bordmitteln“ wieder repariert. 6-7Bft von vorne, für die Ägäis normale Verhältnisse also und andere Widrigkeiten wie Flauten können uns zwar verlangsamen aber nicht aufhalten. Für Ankerstops in lauschigen Buchten bleibt noch Zeit.

Nach 5 Tagen auf See sind wir am 24.7. dann endlich durch das Ionische Meer hindurch und in Italienischen Gewässern. Eigentlich wollten wir ja auf Zakinthos noch einen Ankerstop einlegen, aber beim Aufkreuzen haben wir doch zu viel Zeit verloren und mussten weitersegeln Richtung Italien, weil es bereits stockdunkel war als wir an der Bucht ankamen und ein ganz gehöriger Wind noch ums Eck pfiff. Weiter gings durch die Straße von Messina zu den Liparischen Inseln. Ankern unterm Stromboli, aber keine Zeichen eines Ausbruchs zu sehen, obwohl er ja als aktiv gilt. Weiter über Panarea nach Vulcano. Hier warten wir erst mal auf günstige Wind für unseren Törn nach Sardinien (3-4 Tage, je nachdem ob Wind von hinten oder vorne). Immerhin haben wir schon die Hälfte der Meilen von Kos zu den Balearen geschafft, die schlimmeren, windigeren, gegenwindigeren!











August: Wir setzen den Abfahrtstermin auf den 2. August fest, denn da soll der Wind günstig sein und auch stark genug. Bisher war die Prognose immer 0-2Bft, das genügt ja nicht einmal um die Flagge auszuwehen. Also großer Einkauf, denn die Etappe kann mal wieder länger werden. Beim Versuch Wasser zu fassen werden wir abgewiesen, angeblich sei die Marina voll, obwohl kein Schiff da lag. Also am nächsten Tag einen Umweg über Salina gemacht und dort Wasser gebunkert.

In der Nacht kam es dann dicke, Gewitter über Gewitter und der Wind immer von dort wo wir hin wollten. Für die 80sm Distanz nach Ustica brauchten wir dann auch 2 Tage und eine Nacht. Dafür waren die anderen Tage nach Sardinien etwas entspannter. Ein kontinuierlicher NW-Wind, so dass wir zwar hoch am Wind, aber fast in die richtige Richtung recht zügig vorankamen. Nur die Südspitze Sardiniens meinte es nicht so gut mit uns, glänzte sie doch mit 8er Wind ums Kap und hielt uns 2 Tage lang gefangen, bis der Wind endlich auf 6Bft abflaute und wir mal wieder hoch am Wind unsere letzte Etappe nach Mallorca antraten. Die hatte es aber auch in sich. Versprochen war zuerst der bekannte NW, dann E-SE, der dann weiter auf SW-W dreht. Und das ganze mit 3-5Bft. Und was hatten wir? Den starken NW, dann 10 Stunden Flaute, dann den versprochenen E-SE (allerdings nur 2-3Bft) und dann? Gewitter mit 0-7Bft innerhalb von 5 Minuten, Kreuzseen, Windrichtung irgendwas zwischen S, W und NE. Ich kam gar nicht mehr mit dem Ein- und Ausreffen nach, so schnell änderte sich der Wind und unser armer Fridolin war mit der Gesamtsituation auch etwas überfordert, steuert er doch nach dem Wind und nicht nach dem von uns gewünschten Kompasskurs, der noch immer 280° hieß. Und als dann der versprochene Westwind eintrat, der uns natürlich voll erwischte, da wir ja nicht so schnell wie geplant vorankamen, entschlossen wir uns zu motoren. Das sah dann so aus: Wind 5 aus West, See 1,5m aus S und ca. 1m aus W und wir mittendrin. Das Schaukeln war enorm und so verwunderte es uns nicht, dass der Diesel dann auszusetzen anfing, mussten wir doch glauben, dass er bei dem Geschaukele Luft ansaugte, zumal der Dieseltank schon ziemlich leer gefahren war. Also Segel setzen und aufkreuzen, was auch nicht unbedingt als angenehm zu bezeichnen ist. Und wie es so kommen musste, schlief der Wind dann auch ein, nicht aber der Seegang, der unvermindert aus S und W anrollte und uns das Leben schwer machte. Also wieder Diesel an und hoffen, dass er uns bis in die nächste Bucht bringt ohne ganz auszusetzen.

Nachdem wir endlich die anvisierte Ankerbucht erreicht hatten, setzte der Diesel aus und diesmal für immer. Zum Glück war kein Wind und die Wassertiefe nur 20m, so dass notfalls geankert hätte werden können. Also bei dem anhaltenden Seegang aus Süd und dem entsprechenden Gerolle auf Fehlersuche gegangen. Denn der Treibstoffstand alleine konnte es nicht sein, da auch in einer kurzen Phase ohne Gerolle die Symptome gleich bleiben. Bei der Überprüfung der Dieselleitung stellte sich dann heraus, dass Dreck die Hohlschraube vor dem Filter zugesetzt hat. Ist der Dreck also nicht bis in den Filter gelangt, wo er auch hingehört, sondern hat vorher dicht gemacht! Also sauber gemacht, Diesel gestartet, der dann auch sofort ansprang und ohne stottern lief. Und auf einmal gefiel uns die Ankerbucht nicht mehr, rollten doch dort die Boote entsetzlich wegen der anhaltenden Süddünung und so richtig heimelig sah das Ganze auch nicht aus. Also zurück zu dem einen Hafen, an dem wir bereits vorbeigefahren waren, dort geankert und erstmal Schlaf nachgeholt. Am nächsten Tag dann Boot geputzt, Wäsche gewaschen, Kleinreparaturen durchgeführt, ...

Und jetzt,? Opa verlässt die „Mimpi Manis“, dafür kommt die Stammbesatzung wieder zurück und wir werden uns aufmachen nach Malaga, um dort Oma und Opa am 16. September abzuholen. Bis dahin ist aber noch ein wenig Zeit, die wir auf den Balearen verbringen wollen.

Hurra, Evi und Lena sind wieder da und werden gleich mal von heftigem Regen hier auf Mallorca begrüßt. Nach ein paar geruhsamen Strandtagen am Südosteck von Mallorca geht es bei schönsten Segelbedingungen nach Ibiza, wo wir die verschiedensten Calas (kleine Buchten) abklappern und uns nur einmal zum Wasserfassen in den Hafen von Eivissia (Hauptstadt von Ibiza) verirren. Lena lernt ihre Liebe zum Wasser kennen und wir genießen die restlichen Sommertage im Mittelmeer.















September: Am 4. ist es endlich soweit, Volker und Michaela stoßen zu uns. Die beiden wollen mit ihrem Boot einmal um den Globus rum und sind mit ca. einem Monat Verspätung von ihrem Ausrüstungsort Hyeres in Südfrankreich losgekommen. Jetzt ist natürlich Hektik angesagt, da sie bereits am 17. September zu ihrer Abschiedsparty in der Nähe von Malaga sein müssen. Kennengelernt haben wir die beiden noch in München und viel Erfahrungen ausgetauscht. Da wir ebenfalls Mitte September in der Nähe von Malaga sein müssen, erstens um Oma und Opa als Crewverstärkung für den Schlag auf die Kanaren abzuholen und zweitens weil wir bei Volker und Michaela zur Abschiedsparty eingeladen sind, ist jetzt bei uns auch das Losfahrfieber ausgebrochen. So legen wir dann gemeinsam am 9.9. ab und machen uns auf den Weg nach Cabo Palos. Der Wetterbericht ist halb günstig, sprich die Windstärke wird bei 4-5 liegen, aber leider kommt er mal wieder aus der falschen Richtung, also von Vorne. Wir haben die Abfahrt sowieso mehrmals verschoben, weil kurz davor ein kräftiges Tiefdruckgebiet mit Starkwind und Gewittern durchgezogen ist, das wir vor Anker auf Ibiza abgewartet haben. Nachdem also die Gewitter durch sind setzen wir Segel und fahren Richtung Süden. Aber bald geben wir auf und fahren unter Maschine gegenan. Nach 30 Stunden ankern wir im Lee von Cabo Palos. „La Gitana“ mit Volker und Michaela braucht etwas länger, weil sie ja unbedingt segeln wollten und aufkreuzten, kommen aber noch bei Tageslicht an. Am nächsten Tag verlassen uns die beiden und wir warten hier noch besseren Wind ab. Was dieser eine Tag ausmachte: wir konnten fast die gesamte Strecke mit achterlichem oder raumen Wind segeln während die beiden über die Hälfte motoren mussten und das bei Wind von Vorne. Bei uns lief es so gut, dass wir sogar einen Tag vor der geplanten Ankunft in „Torre del Mar“ ankamen. Hier blieben wir einige Tage, begrüßten Opa und Oma auf unserem Schiff, feierten mit Volker und Michaela Abschied und machten uns bald darauf auf den Weg nach Gibraltar. Die „La Gitana“ werden wir sicher noch wiedersehen, haben die beiden doch zunächst die selbe Route wie wir.

Auf der Überfahrt nach Gibraltar ist es passiert, wir segeln gerade mit 3-4Bft von hinten, ich habe Wache als plötzlich um ca. 5:30 Uhr ein Schrei von vorne erschallt der mich an die Rattenstory erinnert. Aber für Ratten sind wir definitiv zu weit weg vom Land. Also stürmte ich nach vorne und sah eine verschreckte Evi in ihrem Bett sitzen und von einem Fisch brabeln. War doch tatsächlich ein fliegender Fisch bei der Dachluke im Vorschiff reingesprungen und auf dem Bett gelandet. Evi hat zuerst gemeint, dass mal wieder eine Welle reingekommen ist und hat im Dunkeln das Bett abgetastet und dabei eben genau in den glitschigen Fisch gelangt und den Schrei losgelassen. Das arme Tier hat Schuppen und Fischgeruch verstreuend im Vorschiff rumgezappelt, bis ich es ins Cockpit verfrachtet hatte. Da keiner seiner Kumpel mehr dazukam gabs kein Fischfrühstück sondern der Außenbordskamerad ging wieder zurück ins kalte Nass. Das übrigens hier bei Gibraltar nur noch 18° erreicht. Momentan ist also nichts los mit uns und Baden, zu kalt! Jedenfalls war Evi und Lena wieder wach und das Logbuch um eine „lustige“ Geschichte reicher. Später am Vormittag hörten wir dann noch ein Gequieke, das sich als eine Gruppe Wale (Schweinswale mit ca. 3 m) entpuppte. Und wie immer waren die Viecherl weg bevor wir den Foto griffbereit hatten. Mal sehen, wann wir die ersten Delfin- oder Walbilder schießen können.

Es ist soweit, Lena darf ihren ersten Geburtstag feiern und freut sich über die schönen Geschenke der ganzen Familie, die Oma und Opa mitgebracht haben.

Weiter geht's nach La Linea, die spanische Stadt gleich auf der anderen Seite der Grenze zu Gibraltar. Von hier aus erkunden wir Gibraltar und versorgen uns für die Weiterfahrt nach Cadiz. Alles Gezittere wegen der berüchtigten Straße von Gibraltar sind völlig unbegründet, bei wenig bis gar keinem Wind fahren wir unter Motor bis zum Cabo Trafalgar (ungefähr da wo Nelson über die vereinigte spanische und französische Flotte gesiegt hat) und ankern dort. Nach einem Strandspieltag für Lena geht's von dort aus weiter nach Cadiz, wo wir unsere „Mimpi Manis“ dann für einige Tage im Hafen liegen lassen, ein Auto mieten und in 5 Tagen kreuz und quer durch Andalusien fahren. Ronda, Granada, Cordoba, Sevilla und Jerez sind die wichtigsten Stopps dieses Landausflugs. Wir sind begeistert von den schönen Landschaften, den typisch andalusischen Städten, den Stierkampfarenen und den imposanten wie auch filigranen Bauwerken. Am letzten Tag unserer Rundreise steht die Besichtigung einer Sherryfabrik in Jerez auf dem Programm, selbstverständlich mit anschließender Verköstigung. Unseren ursprünglichen Plan, mit dem Boot den Gualdalquivir nach Sevilla hochzufahren hatten wir inzwischen aufgegeben. Vielleicht auch besser so, denn wie wir später von der „La Gitana“ erfahren haben, blieben uns so Mückenschwärme mit Millionen von beißwütigen Moskitos, die wie eine schwarze Wolke bei Abenddämmerung ins Boot stürmen, erspart.


















Oktober: Wieder zurück in Cadiz machten wir die „Mimpi Manis“ seeklar (Wasserfassen, Putzen, Einkaufen, Wäsche waschen, ...) und starteten am nächsten Tag in Richtung Portugal. Schon 1 Tag später erreichen wir die kleine Insel Culatra in der Nähe von Faro und werfen dort unseren Anker. Es ist ein ruhiges Fleckchen Erde, ein hübsches, idyllisches Inselchen ohne große Infrastruktur (d.h. keine Autos, keine Straßen), aber dennoch alles was wir brauchen: einen wunderschönen, weißen Strand für Lenchen (auch wenn das Wasser schon ein wenig zu kalt zum Plantschen ist), 2 Spielplätzen, 2 Tante Emma Läden und ein paar nette Kneipen und Restaurants, wo es hervorragende Fischgerichte zu moderaten Preisen gibt.

Endlich ist uns auch mal das Anglerglück hold und wir sind ziemlich überrascht als Opa plötzlich einen Oktopus aus dem Wasser zieht. Wie bekommen wir dieses Viech vom Angelhaken? Wie tötet man es? Und wie nimmt man einen Oktopus aus??? Fragen über Fragen... nur gut dass wir unser schlaues Kochbuch dabei haben, wo es sogar ein Kapitel „Töten von Schalen- Krusten- und Weichtiere gibt“ und mit Hilfe der Anleitung wird nun der Oktopus fachmännisch zerlegt und gehäutet. Dies ist anfangs nicht so einfach, da die Saugnäpfe des toten Tieres noch ziemlich gut funktionieren und sich seine Fangarme hartnäckig an unseren Fingern festsaugen. Nach gut 1 Stunde ist es endlich geschafft und während wir überlegen, ob das für unser Abendessen reicht, fährt ein Fischer vorbei, winkt uns freundlich zu und überreicht uns einen zweiten Oktopus. Als wir ihn fragen , wie viel er dafür will, winkt er nur ab, brabelt irgendwas unverständliches in Portugiesisch und fort war er! Wir waren total baff, und freuten uns tierisch über das Geschenk! So was ist uns bisher auch noch nie passiert! Also machten wir uns ein zweites Mal daran, das Tier auszunehmen und zu häuten, dieses Mal schon ein wenig routinierter. Unser Abendessen für heute war gesichert, 1 kg reines Tintenfischfleisch, das zubereitet und gebraten in die Paella wanderte! Hmmm, lecker!!!

Ein paar Tage später treffen wir auch die „La Gitana“ wieder, die neben uns in der Bucht ankern und wir besuchen uns gegenseitig zum Ratschen, Bierchentrinken, Erfahrungsaustausch und weitere Tourplanung. Seit ein paar Tagen ist nun das Wetter schlechter und zwingt uns zum Bleiben. Während der Nacht zieht ein Exhurrican Vince über uns hinweg, den wir anhand des Abfallen des Barometers sehr deutlich sehen und auch spüren (bis 7Bft und viel Regen). Gottlob liegen wir hier sicher und geschützt vor Anker, alles also nur halb so wild.

Kurz vor unserer Abfahrt nach Lagos lernen wir Jörg, einen Deutschen Segler, kennen. Auf der Suche nach einem Hafenführer für die Kanaren kommt er mit seinem Dinghi bei uns vorbeigepaddelt. Wir leihen ihm natürlich unseren Führer und so paddelt er gegen Wind und Wellen 1 sm weiter nach Olhao zum kopieren. Nicht nur dass er an seinem Dinghi (selbst gebaut und sieht aus wie eine schwimmende Badewanne) keinen Motor hat, er erzählt uns auch, dass er sein Stahlboot selber zusammengeschweißt hat und ohne Motor unterwegs ist. Aber kein Motor bedeutet auch, dass er keinen Strom hat und damit kein elektrisches Licht oder Kühlschrank, Waschmaschine, elektrische Ankerwinsch, ... also alles Dinge die für uns selbstverständlich sind. So verwundert es nicht, dass er für die 30 sm von Portimao bis nach Culatra 36 Stunden gebraucht hat (normalerweise bei einem Schnitt von 5 sm/h braucht man ca. 6 Stunden) und auch viele Häfen und das gesamte Mittelmeer für ihn tabu sind. Aber es scheint ihm nichts auszumachen im Vorhafen zu ankern, mit dem Dinghi eine Landleine auszubringen und sein Boot mit der Hand in den Hafen zu ziehen. Als er sich selbst als „ein bisserl grün“ bezeichnet könnten wir uns nur mit Mühe ein Grinsen unterdrücken. Evi ist total entsetzt, dass es so was gibt, und sieht die „Mimpi Manis“ gleich wieder mit anderen Augen. Immerhin haben wir sogar eine Waschmaschine an Bord, was nicht unbedingt als Standard auf einem Segelboot gilt... Noch vor Sonnenuntergang kommt Jörg zurück und bringt unseren Führer wieder. Ich will ja nicht als faul gelten, aber 2 sm paddeln um zum Kopierer zu kommen und zurück, wenn keine 100m entfernt ein öffentliches Boot für 1,20€ fährt, ich weiß nicht. Irgendwie fehlt mir da der Enthusiasmus.

Nach ca 10 Tagen abwettern können wir endlich unsere Fahrt entlang der Algarve bis Lagos fortsetzen. Mit viel Glück bekommen wir den letzten Platz in der Marina. Volker und Michaela von der „La Gitana“ sind bereits kurz vor uns da. Zusammen mit den beiden planen wir für den Folgetag einen Landausflug. Lena lassen wir dieses Mal bei Opa und Oma, die sich freuen, ihre Enkelin einmal einen ganzen Tag für sich alleine zu haben. Mit dem Auto geht's entlang der Algarve bis zum Cabo Sao Vicente, dem südwestlichsten Punkt Europas. Es ist fast windstill, das Kap liegt ruhig vor uns und wir erleben den Atlantik von seiner stillen Seite. Trotzdem sind wir von der gewaltigen Dünung beeindruckt und wir fragen uns, wie es hier wohl an einem windigen Tag aussehen mag? Zu unserer Überraschung finden wir am Kap eine echt deutsche Würstelbude, die mit der Aufschrift „letzte Bratwurst vor Amerika“ lockt: Thüringer, Nürnberger, Fränkische Bratwürstl.... Hmmmm....uns läuft das Wasser im Munde zusammen und wir können es uns nicht verkneifen, zuzuschlagen! Nach so langer Zeit ist das wie ein Festschmaus für uns und wir lassen uns jeden Bissen schmecken. Und wer weiß? Vielleicht ist es ja wirklich unsere letzte Bratwurst vor Amerika. Nach diesem kulinarischen Highlight geht's zunächst ein Stück entlang der Westküste Portugals, vorbei an netten Städten und wunderschönen Stränden, und anschließend durch das Landesinnere zurück nach Lagos.

Seit ein paar Tagen warten wir von hier aus nun auf nördliche Winde für die 4 tägige Überfahrt nach Marokko. Leider macht uns aber momentan das Wetter einen Strich durch die Rechnung, das Azorenhoch hat sich aufgelöst und es kommt ein Tief nach dem anderen von Westen daher. Inzwischen sind auch die Nächte hier deutlich kälter geworden, so dass wir in der Nacht alle Luken geschlossen halten. Wir nutzen die Zeit, arbeiten an unserer „to do Liste“, gehen mit Lena in der schönen Altstadt von Lagos spazieren und üben mit ihr kräftig laufen. Inzwischen macht sie ihre ersten Schritte an unserer Hand und schiebt stolz ihren Buggy alleine. Noch ein paar Wochen und sie läuft....Highlight des Tages ist heute das Weißwurstfrühstück zusammen mit der Besatzung der „La Gitana“: wir schlachten unsere letzte Dose Weißwürste, Volker und Michaela holen ihre seit 4 Wochen abgelaufenen eingeschweißten Weißwürste aus dem Kühlschrank (die im übrigen noch einwandfrei sind), kaufen frische leckere Brezn (!) beim Bäcker und zusammen im Cockpit der Mimpi Manis lassen wir uns das Stückchen Heimat so richtig schmecken.

Langeweile kommt hier nicht auf, wir machen das beste aus der Warterei, und da wir Zeit haben ist alles halb so schlimm. Doch sobald der Wind auf nördliche Richtung dreht setzen wir Segel in Richtung sonnigen Süden. Ca 400 sm bis Agadir, dort wartet das nächste Besichtigungsprogramm, 2 Wochen Rundreise durch den Süden Marokkos über Marrakesch, den Atlas, Anti-Atlas und hinein bis in die Sahara.

Nach gut einer Woche Warten ist es endlich so weit. Aufbruchstimmung in der Marina von Lagos. Die Wetterprognosen sind zwar nicht optimal, aber wir wollen unbedingt weiter bevor sich das nächste Tief für Donnerstag ankündigt. Das gibt uns fast 5 Tage Zeit, genügend, um bis Agadir zu kommen. Hektik bricht aus: Wäsche waschen, einkaufen, Wassertanks füllen, ausklarieren und nochmals schnell gemütlich in der Marina duschen, wer weiß, ob wir die nächsten 4 Tage auf dem Boot bei Schräglage noch dazu Lust haben? Und dann geht's los. Wir winken Volker und Michaela zu, die kurz nach uns ebenfalls in Richtung Marokko auslaufen. Gleich nach der Abfahrt holt uns eine schwarze Wolkenwand von hinten ein, wir binden ein Reff ins Großsegel und wettern die Böe ab, kurz und schmerzlos. Das wäre geschafft, aber das Geschaukle ist extrem unangenehm, Oma ist ganz grün im Gesicht, Evi geht über der Reeling Fische füttern, nur Lena scheint das Ganze wieder mal am Besten wegzustecken. Sie schläft, schläft, schläft.....bis sie um 15 Uhr ein Schrei von hinten weckt: „Ein Fisch, ein Fisch!!!!!“. Tatsächlich, Opa hat eine stattliche Makrele an der Angel, groß genug, um alle an Bord satt zu bekommen. Schade nur, daß 50 % der Mimpi Manis leider absolut keinen Apetitt verspürte. Die Nacht verläuft ruhig, bis am nächsten Morgen der Wind einschläft und uns zum motoren zwingt. Erst am späten Nachmittag kommt wieder Wind auf und wir setzen die Segel. Inzwischen beruhigte sich auch Evi's Magen etwas und sie futtert bei dem Salat mit gebratenen Schweinestreifen kräftig mit, nur Oma verweigert weiterhin die Nahrungsaufnahme. Erst als wir ihr ein Pflaster gegen die Seekrankheit hinterm Ohr verpassen, lebt sie ein wenig auf und knabbert zufrieden an ihrem Zwieback. Der dritte Tag ist endlich mal ein richtiger Segeltag und dazu der beste den die Mimpi Manis bisher hingelegt hat, 141 Meilen in 24h sind neuer Rekord. In der Nacht haben wir Wind (5-6 Beaufort) von hinten und so rauschen wir mit bis zu 10 Knoten die Wellenhänge hinunter. Als wir dann auf Halbwindkurs wechseln, müssen wir wegen des vielen Windes sogar ein Reff ins Großsegel einbinden um so die Luvgierigkeit der Mimpi Manis wegzunehmen. Aber leider hält der Wind nicht an und am Vormittag des vierten Tages müssen wir wieder den Motor anwerfen. Jedenfalls sind wir weit vor dem Zeitplan und schaffen es am Abend nach Agadir rein, auch wenn die wahnsinnig vielen Fischerbojen uns immer wieder dazu zwingen Zickzackkurse zu fahren. Anscheinend gibt es hier auch mehr Fischer wie Fische. Es ist zwar schon dunkel als wir einlaufen, aber der Nachtwächter des Yachtklubs hilft uns beim Festmachen. Über Funk hören wir, daß die La Gitana nur ein paar hundert Meter hinter uns ebenfalls den Hafen von Agadir ansteuert. Sehr zu unserer Überraschung, denn nach vier Tagen auf See trennen uns von der eigentlich schnelleren La Gitana nur ein paar Minuten und wir haben das Rennen gewonnen. Der Preis fürs gewinnen? Wir müssen das Anlegebier ausgeben. Das machen wir gerne, das Hallo ist groß und es gibt jede Menge zu erzählen. Volker und Michaela hatten auf der Überfahrt eine 1,50 m große und 15 kg schwere Golddorade gefangen! Lebhaft schilderten sie uns das Gemetzel und den Todeskampf der Dorade in ihrem Cockpit, wo immer noch Blutspuren von dem Massaker zeugten. Wir ratschten noch eine zeitlang und ließen den aufkommenden Südweststurm draussen toben, immerhin hatten wir es rechtzeitig geschafft und beide Boote lagen sicher und geschützt im Hafen.

Das Einklarieren ist auch um vieles einfacher als gedacht, kommen doch alle Behördenvertreter zu uns aufs Boot und entschuldigen sich auch noch, dass sie uns mit Papierkram belästigen müssen. Der Zoll, die königliche Polizei, der Hafenmeister, die lokale Polizei und die Einwanderungsbehörde reihen sich in der langen Schlange ein und alle sind recht freundlich und belästigen uns nicht, sondern flirten lieber mit Lena und füllen dabei ihre Formulare aus. Schon bald ist der offizielle Teil geschafft, und wir gehen zum gemütlichen über. Die folgenden Tage lassen wir ruhig angehen: Schlaf nachholen, ein paar Kleinreparaturen durchführen, durch die Stadt und die Souks schlendern und mit Lena am Strand spielen. Da gerade Ramadan ist, läuft das Leben hier während des Tages auf Sparflamme, erst nach Sonnenuntergang fangen die Marokkaner zu leben an: Die Lokale füllen sich schlagartig, jeder sitzt vor seinem gefüllten Teller und wie auf Kommando beginnen alle -sobald der Ruf des Muezzins ertönt- zu essen. Dafür sind dann die Strassen wie leergefegt und alle Autos für ein paar Stunden verschwunden.

Wir lernen die Frau des TOC Stützpunktleiters in Agadir kennen, die uns für den Folgetag zum Essen zu sich nach Hause einlädt. Freudig nehmen wir die Einlandung von Zehra an, es gibt ein typisch Marokkanisches Gericht Tajine (eine Art Pickelsteiner), dazu selbstgebackenes Fladenbrot und natürlich Te a la Menthe (leckerer Minztee, auch Berberwhisky genannt), der bei keinem Essen fehlen darf. Es ist ein netter Abend, auch wenn die Unterhaltung manchmal ein wenig schwierig ist und es immer wieder zu Verständigungsschwierigkeiten kommt. Leider sprechen wir weder Arabisch noch Berberisch, Zehra dafür nur sehr wenig Englisch, Deutsch, Spanisch und Französisch. Aber a bisserl was geht immer und wir versuchen es mit einem Mix aller uns bekannten Sprachen, einschließlich unserer Hände und Füsse. Wir bedanken uns bei ihr für ihre Gastfreundschaft und revanchieren uns mit einer Gegeneinladung für den folgenden Abend.




































November: Nachdem wir uns ein paar Tage akklimatisiert hatten, konnte unsere Rundreise durch den Süden Marokkos nun beginnen. Wir lassen Opa und Oma zurück an Bord, packen unseren Uno voll und los geht's. Lena kommt natürlich mit, auch wenn wir beim Anblick des Kindersitzes schon erste Bedenken hatten, ob das die richtige Entscheidung war.... ganz abgesehen von dem erbärmlichen Zustand des Sitzes hatte der Fiat auf der Rückbank keinen Gurt, wie also den Kindersitz befestigen? Nichts leichter als das, wir holen eine unserer Schoten, und knöpfen den Sitz mit mehreren Palstekknoten fest. Zunächst führt uns unsere Reise quer durch Agadir bis Taroudannt, einem schönen kleinen Städtchen, wo wir unseren ersten Mittagsstop einlegen. Sowohl in Agadir, als auch in Taroudannt ist heute die Hölle los: Alles wartet auf die Ankunft des Königs Mohammed VI, die Marokkanischen Flaggen sind gehisst, die Straßen geschmückt, hunderte von Polizisten regeln den Verkehr und wachen, dass nichts passiert und tausende von festlich gekleideten Marokkanern stehen wartend am Straßenrand und winken. Wir haben Glück und kommen gerade noch durch das Gewühl, bevor die Straßen gesperrt werden und das Verkehrschaos beginnt. Vor Anbruch der Dunkelheit schaffen wir es noch bis zur Paßstraße Tizi n'Test zu gelangen, die über das Atlasgebirge nach Marrakesch führt. Oben auf dem Paß auf 2200 m Höhe finden wir eine kleine, gemütliche Auberge, wo wir unser Nachtlager aufschlagen. Wir haben einen atemberaubenden Ausblick von hier oben auf den hohen Atlas, und eine eisigkalte Nacht vor uns, aber eingemummt in unseren warmen Schlafsack ist das alles kein Problem. Am nächsten Morgen werden wir dafür mit einem traumhaften Sonnenaufgang belohnt.

Auf dem Weg weiter nach Marrakesch machen wir Halt bei der Moschee Tin Mal, die heute jedoch nicht mehr als solche genutzt wird, und deshalb den Zutritt für Ungläubige gestattet. Wir sind beeindruckt von der imposanten Architektur des schönen Bauwerkes. Am späten Nachmittag erreichen wir Marrakesch, eine sehr lebendige, farbenfrohe und prächtige Königsstadt. Beim Treiben auf dem Platz Djemaa el Fna, dem ehemaligen Platz der Gehängten, fühlt man sich zurückversetzt in die Zeit aus 1001 Nacht. Kurz vor Sonnenuntergang beginnt dort das Treiben: Schlangenbeschwörer, Artisten und Musikanten, eine wahrhaft orientalische Mischung aus Gerüchen, Klängen und Farben betört unsere Sinne und wir lassen uns darin treiben. Zusammen mit Volker und Michaela, die wir in Marrakesch wiedertreffen, lassen wir uns ein leckeres Abendessen an einem der vielen Essensstände auf dem Platz schmecken: marokkanischer Salat, Oliven, Schnecken, verschiedene Fleischspießchen, eine Art Kartoffelpuffer und natürlich....Te a la Menthe. Auch Lena probiert -trotz heftigem Protest der Mama- eine Schnecke, verzieht ihr Gesicht und schluckt sie brav runter!

Es gibt einiges zu sehen in Marrakesch: die Saadiergräber, die Medersa Ben Youssef (eine ehemalige Koranschule), und vor allem das verwinkelte Labyrinth aus Straßen und Gässchen durch die Souk, in denen es wirklich alles zu kaufen gibt, beeindruckt uns. Überall drängen sich lärmende, stinkende und hupende Mofas durch die Menschenmassen in den engen Gassen und man braucht Nerven, um bei dem Chaos ruhig zu bleiben. 1 ½ Tage Marrakesch genügen uns um einen Eindruck von der ehemaligen Hauptstadt zu bekommen, dann brechen wir auf Richtung Süden zur Straße der Kasbahs und lassen die Hektik der Großstadt hinter uns.

Die Straße der Kasbahs ist eine landschaftlich wunderschöne Strecke durch grüne, blühende Oasentäler voller Dattelpalmen, gesäumt von jeder Menge zum Teil verfallenen, zum Teil noch gut erhaltenen Lehmburgen (Kasbahs), im Hintergrund die imposante Gebirgskette des Hohen Atlas. Wir machen Abstecher in die Dades- und die Todraschlucht, die beide an manchen Stellen mehrere hundert Meter senkrecht in die Höhe steigen und von oben spektakuläre Blicke in die Schlucht und die Oasentäler ermöglichen. Ein weiterer Höhepunkt unserer Reise ist die Fahrt nach Merzouga, einem kleinen Kaff am Rande der Sahara, von wo aus Kameltouren in die Wüste unternommen werden können. Lena bekommt ihren Kamelritt auf Papas Buckel (siehe Bild), und wir laufen zu Fuß ein paar hundert Meter in die Sanddünen hinein. Dort darf die Kleine im Sand spielen, während wir den farbenprächtigen Sonnenuntergang bewundern. Es ist fantastisch, wie sich die Farbe der Dünen im Laufe des Tages von goldgelb über pink bis rot und schließlich rotbraun ändert.

Die Zeit vergeht wie im Fluge und so müssen wir langsam an die Rückfahrt denken, die uns weiter südlich am Rand der Wüste entlang zurück Richtung Agadir führt. Auch diese Strecke ist landschaftlich wunderschön, ein wenig ab von der bekannten Touristenroute durch nette kleine Dörfer und saftig-grüne Dattelpalmenhaine. Wir unternehmen einen weiteren Abstecher ins Dratal bis Zagora, wo wir es uns nicht verkneifen können, das Schild „52 Tage bis Timbutku“ zu fotografieren. Von hier aus führte in früheren Zeiten die Karawanenstraße durch die Sahara ins legendäre Timbutku. Für uns hat Timbuktu auch noch einen eigenen Klang, waren wir doch 2002 und 2003 zweimal in dieser sagenumwobenen Stadt und haben von dort, auf einer Sanddüne sitzend den Südrand der Sahara gesehen. Und jetzt stehen wir am Nordrand. Hier jedoch ist Ende unserer Rundreise, wir drehten um und fuhren zurück nach Agadir. In knapp 2 Wochen hatten wir immerhin fast 2500 km hinter uns gebracht, und einen unvergesslichen Eindruck von Land und Leuten gewonnen.

Zurück im Hafen von Agadir mussten wir feststellen, dass von dem Steg, an dem unser Boot lag, kaum noch etwas übrig war. Er war schon ein wenig ramponiert, als wir unsere Rundreise antraten, aber ein starker Wind hatte ihm den letzten Rest gegeben, und ihn in seine einzelnen Bestandteile aufgelöst. Nur mit gewagten Sprüngen bzw. Drahtseilakrobatik gelang es uns zur Mimpi Manis zu gelangen!!!! Ein Glück, dass Opa und Oma in der Zwischenzeit auf unsere Boote (Mimpi Manis und La Gitana) aufgepasst hatten und somit schlimmeres verhindern konnten. Wir können nur erahnen, was sie in jener Starkwindnacht zusammen mit der Hilfe eines Schweizers, der ebenfalls an dem Steg festgemacht hatte, durchgemacht hatten, die Boote so sicher wie nur möglich an dem wackeligen, krachenden Steg zu vertauen. Auf die Hilfe von einem einheimischen „Marinero“ konnten sie nicht zählen, da an jenem Abend Ende des Ramadan war und dies 3 Tage lang gefeiert wurde.

Ein paar Tage später hieß es dann Abschied nehmen von Opa und Oma. Die beiden kehrten zurück ins herbstliche Deutschland, aber schon in 6 Wochen werden wir sie wiedersehen, wenn sie zusammen mit dem Rest von Stephans Familie an Weihnachten nach Lanzarote kommen. Es war eine schöne Zeit zusammen mit ihnen, wir haben es sehr genossen.

Auch für uns heißt es langsam Abschied nehmen von Agadir und Marokko. Irgendwie schade, haben wir uns hier trotz der lästigen Fliegen (jeden Tag haben wir mindestens hundert im Boot erschlagen!), den versifften Duschen, dem stinkenden penetranten Fischgeruch und dem öligen, schmierigen und überaus dreckigen Hafenwasser sehr wohl gefühlt. Wir haben selten so viel Gastfreundschaft und Freundlichkeit erlebt wie hier, vor allem was Kinderliebe betrifft, steht Marokko mit an der Spitze. Lena wurde von Männern, Frauen und v.a. Kindern auf der Straße umarmt und abgebusselt. Ihr schien es zu gefallen, sie flirtete mit allen Mitteln der Kunst mit den Marokkanern und wickelte sie mit ihrem frechen Lächeln um ihren kleinen Finger. Sie war der absolute Star des Hafens, ihre „Freunde“ kamen sie täglich besuchen, trugen sie spazieren, schenkten ihr Bananen, Blumen und sogar einen riesen Teller gegrillter Sardinen (da blieben sogar noch ein paar für Mama und Papa übrig!!!). Im großen und ganzen haben wir fast nur positive Erfahrungen mit der einheimischen Bevölkerung gemacht, kaum aufdringliche Guides oder Schlepper, die sich an Touristen eine goldene Nase verdienen wollten. Vielleicht liegt es daran, dass wir mit einem Kind unterwegs waren? Es machte auch richtig Spaß in den Souks zu feilschen oder dort für einen Spottpreis Obst und Gemüse einzukaufen. Wo sonst konnten wir bisher für nur je 3 Dirham (= 30 Cents) 1 kg Paprika, 1kg Gurken, 1kg Tomaten oder 1 kg Blumenkohl einkaufen? Nur schade, dass unser Kühlschrank ein begrenztes Fassungsvermögen hat.

Inzwischen sind wir seit 3 ½ Wochen im Hafen von Agadir, und es wird langsam Zeit von hier aufzubrechen in Richtung Lanzarote. Die Wetterlage scheint sich in den nächsten Tagen nicht wesentlich zu bessern und so wollen wir die Gelegenheit nutzen, bevor das nächste große Tief vor der Tür steht. Mit den restlichen Dirhams kaufen wir Diesel, und machen das Boot klar für die Überfahrt. Auch das Ausklarieren geht kurz und schmerzlos. Ca 260 sm liegen vor uns. Wir verlassen den Hafen von Agadir und erleben einen spiegelglatten Atlantik. Nach 3 Stunden Segeln werfen wir den Motor an, absolute Flaute um uns herum. Lena genießt die ruhige Fahrt, tobt lachend am Salonboden umher, räumt ihre Spielkiste aus und spielt Guckuck aus ihrer Koje heraus. Draußen sehen wir jede Menge Wasserschildkröten, die an der Oberfläche des Atlantiks schwimmen. Erst in der Nacht auf den 3. Tag kommt langsam Wind auf. Aber wie es sich für unser Segelglück gehört kommt der Wind wieder mal von dort, wo wir eigentlich hinwollen und auch die Stärke entspricht nicht den Vorhersagen. So war ein Südwind von ca. 15 Knoten angekündigt und was hatten wir? Zuerst Südwest ca. 15 Knoten und dann Westsüdwest mit 20 Knoten. Also wieder ein Reff ins Großsegel und tapfer gegenan. Das bedeuted Schräglage und deutlich Schiffsbewegungen, immer wenn der Bug in eine Welle eintaucht. Ganz vorne im Boot konnte man dabei so richtig Aufzugfahren, nur im hinteren Teil war es halbwegs erträglich. Und da der Wind ja auch aus der falschen Richtung kam konnten wir unser eigentliches Ziel, Playa Blanca nicht ansteuern, sondern flüchteten uns für eine Nacht in einen anderen Hafen. Am nächsten Tag dann hatte der Wind abgeflaut und wir konnten die 7 Seemeilen nach Playa Blanca motoren. Hier werden wir unsere Besucher empfangen, Segelausflüge machen und uns auf die anstehende Atlantiküberquerung vorbereiten. Kaum angelegt treffen wir auf einige Bekannte, die wir unterwegs schon mal gesehen haben oder mit denen wir bisher nur Emailkontakt hatten. Und alle bereiten ihre Boote vor und warten auf geeignetes Wetter für die Atlantiküberquerung. Eine kleine Familie von Seglern die alle das gleiche Ziel haben, die Wärme der Tropen.

Ende November fegte Delta, der für diese Saison wohl letzte tropische Sturm (zum Hurrican hat's nicht mehr ganz gelangt) über uns. Dass viel Wind kommt war uns allen klar, die Wetterberichte waren in diese Richtung eindeutig. Verlässliche Quellen veranschlagten die Windgeschwindigkeiten auf ca. 25-30 kn (ca. 45 – 65 km/h). Folgerichtig kamen viele Segelboote am Morgen hier in den Hafen rein. Am Nachmittag dann noch etwas Geschäftigkeit auf vielen Booten, hier noch eine Leine mehr, dort noch einen Fender dazwischen und dann kam das Warten. Im Verlaufe des Tages legte der Wind immer mehr zu und die Wellen, die an die Hafenmole klatschten wurden auch immer höher. Kurz vor der Dämmerung waren die Windgeschwindigkeiten so um 20 kn (35km/h). Gegen 20 Uhr wurde es dann langsam ungemütlich, das Pfeifen des Windes wurde immer lauter und in Böen legte sich die „Mimpi Manis“ deutlich auf die Seite, als ob wir alle Segel gesetzt hätten und gegen den Wind segeln würden, sogar die Gläser rutschten vom Tisch. Aber ganz im Gegenteil, wir hatten sogar die Segel eingesackt, damit wir weniger Windwiderstand boten und trotzdem hatten wir mehr Schräglage als manchmal unter Segel. Inzwischen hatte Petrus draussen das Sandstrahlgebläse angemacht, sprich Sand, Salz und Wasser flog quer durch die Luft, so dass ich die Regenklamotten anzog und rausging, um unsere Festmacherleinen und Fender zu kontrollieren. Volker und Michaela von der „La Gitana“ kamen vorbei um zu fragen, ob sie uns helfen sollten. War aber nicht nötig, da in Luv von uns einige andere Schiffe lagen und so der schlimmste Winddruck gegenommen war. Ganz anders bei der „La Gitana“, hier war auf ca. 20 m freie Strecke nach Luv und so mussten die beiden noch ein paar Leinen mehr spannen, um sich besser abzusichern.

Der Höhepunkt des Sturms war dann ca. gegen 1 – 2 Uhr in der Früh, auf verschiedenen Schiffen wurden Windgeschwindigkeiten von 56 – 70 kn Wind (90 – 130 km/h) gemessen, also deutlich mehr als angekündigt. Bei über 63 kn herrschen 12 Beaufort, also Orkan. So waren am nächsten Morgen in der Früh auch einige Schäden zu besichtigen, ein Renntrimaran, der auf dem Trockenen lag, war verrutscht und zum Teil ins Hafenbecken gefallen, einige Vordächer der umliegenden Gebäude fehlten, das Grünzeug war sichtlich durchgeschüttelt und auch ein paar Abdeckplanen von unbewohnten Booten fehlten. Ausserdem waren bei einigen Schiffen Schäden wie geplatzte Fender und gerissene Festmacherleinen aufgetreten. So fühlt sich also ein tropischer Sturm / Orkan mit 12 Windstärken an, nichts für die freie See, dann lieber im geschützten Hafen. Und um Wiederholung wird ausdrücklich nicht gebeten.







































Dezember: „Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, und wenn das fünfte Lichtlein brennt, dann hast du Weihnachten verpennt“. Das kann einem hier schon passieren, denn so richtig Weihnachtsstimmung kommt am ersten Advent bei uns noch nicht auf. Dafür sind die Temperaturen einfach zu hoch, der Schnee fehlt, wie auch der Geruch von frisch gebackenen Plätzchen und heißem Glühwein. Doch wir geben uns Mühe, ein wenig Vorweihnachtsstimmung in unser Boot zu zaubern: pünktlich zum ersten Advent zünden wir eine Kerze an, drapieren unsere Pinguine drum rum und überlegen uns zumindest, ob wir die fehlenden Tannenzweige durch Palmwedel ersetzen sollen. Aus unserem Laptop dröhnt unser „geliebtes“ Weihnachtslied „we wish you a merry Christmas“, das uns ehemalige Arbeitskollegen Stephans als e-Mail Attachment geschickt haben. Herz, was willst du mehr? Auf keinen Fall vermissen wir die alljährliche Vorweihnachtshektik in den Geschäften, und die verzweifelte Jagd nach Geschenken.

Lenas Opa (Evi's Papa) hat sich dafür für 2 Wochen angekündigt. Wir freuen uns riesig, ihn an Bord begrüßen zu dürfen. Zusammen mit ihm machen wir uns auf den Weg nach La Graciosa, einer kleinen Insel im Norden von Lanzarote. Es ist ein ruhiger, sonniger Tag, zu wenig Wind um zu segeln, also werfen wir den Diesel an und motoren an der Westküste Lanzarotes hoch. Gegen frühen Nachmittag sehen wir von weitem, dass sich uns ein Segelboot unter Motor von hinten nähert. Es ist die „La Gitana“, die ebenfalls Kurs auf La Graciosa genommen hat. Es dauert nicht allzu lange, und die „La Gitana“ zieht winkend an uns vorbei. Wir verabreden uns über Funk für ein paar Stunden später in der selben Ankerbucht. Unsere kleine „Mimpi Manis“ hat unter Motor einfach keine Chance gegen die größere und schnellere Amel Maramu von Volker und Michaela. Wir sind etwas verwundert, als wir einige Zeit später die „La Gitana“ in der Nähe der Küste scheinbar planlos treiben sehen, doch wir sind zu weit weg, um zu erkennen, was los ist. Hat Volker wieder mal einen Fisch gefangen und deshalb beigedreht? Über Funk wollen wir uns versichern, dass alles in Ordnung ist, da hören wir Michaelas aufgeregte Stimme : „Wir brauchen eure Hilfe, wir sind manövrierunfähig, wir haben unsere Schiffsschraube verloren!!!!!“ Also doch kein Fisch!! Nix wie hin! Und tatsächlich, als wir dann dort sind erwarten uns bereits sehnsüchtig ein paar verzweifelte Gesichter. Immerhin hatten sie in der Zwischenzeit herausgefunden, dass die Schraube wohl doch noch dran sei, aber die „La Gitana“ hatte jeglichen Antrieb verloren und bewegte sich weder vor- noch rückwärts. Zur Problemsuche und Beseitigung war auf alle Fälle gerade nicht der richtige Ort und so lag der Entschluss nahe, die „La Gitana“ ins Schlepptau zu nehmen, natürlich nicht bevor eine angemessene Entschädigung (in Biereinheiten) vereinbart wurde. Da hatten wir ihn, unseren ersten Walfisch, äh Verzeihung Walschiff! 16 Tonnen im Schlepptau, aber unsere kleine „Mimpi Manis“ kämpfte sich tapfer voran und 2 Stunden später erreichten wir schließlich unseren Ankerplatz vor der Küste von La Graciosa.

Für heute war es schon zu spät, um auf Tauchstation und Fehlersuche zu gehen, aber gleich am nächsten Morgen warfen sich die beiden Skipper Stephan und Volker in ihr Neopren und tauchten ab, wobei der Begriff „warfen“ bei Volker nicht unbedingt zutrifft, eher zwängen. Die Diagnose war schnell gestellt: ein großes Fischernetz hatte sich um die Schiffsschraube der „La Gitana“ gewickelt und somit jegliche Antriebswirkung des Motors blockiert. An das hatte irgendwie keiner von uns gedacht! Allgemeine Erleichterung macht sich breit, vor allem bei Volker und Michaela, die schon alle möglichen Szenarien im Geiste durchgespielt hatten und sich ernsthafte Gedanken machten, wie sie mögliche Ersatzteile (Schraubenmutter, Scherstift, o.ä.) auf einer so gottverlassenen Insel wie La Graciosa bekommen sollten. Puh, noch mal Glück gehabt. In Nullkommanix war das Netz aus der Schraube herausgeschnitten. Und wenn man(n) schon mal in Neopren steckt, kann man(n) ja auch gleich bei der Gelegenheit das Unterwasserschiff von Algen, Pocken und jeglichem unerwünschtem Getier befreien. 4 Stunden lang tauchen und mit der Kunststoffspachtel (Evi meinte dazu Teigschaber!) im 20 °C kühlen Atlantik die Mimpi Manis säubern.....es grenzt schon fast an Strafarbeit, aber Stephan machte es gerne, auch wenn es in der Karibik bei tropischen Wassertemperaturen sicherlich mehr Spaß gemacht hätte! Aber gerade vor der bevorstehenden Atlantiküberquerung war diese Arbeit mehr als nötig, immerhin sind wir nun fast 1 Knoten Fahrt schneller! Ein Wahnsinn, was sich in einem ¾ Jahr so alles ansammelt und als blinder Passagier am Bootsrumpf mitfährt.

Am nächsten Tag heißt es wieder mal Abschied nehmen von der „La Gitana“, aber nur für ein paar Tage. Volker und Michaela treten zusammen mit ihrem Besuch (Michaelas Eltern) den Rückzug an und machen sich auf den Weg zur Rubicon Marina im Süden Lanzarotes. Wir dagegen wollen uns noch ein wenig die Insel La Graciosa ansehen und dazu im Hafen der kleinen Stadt La Sociedad anlegen. Also, alles bereit machen zur Abfahrt, Tauchutensilien verstauen, Anker einholen......ja was ist denn das???? Wo zum Teufel ist unser Heckanker geblieben, den wir dieses mal zusätzlich zum Buganker ausgebracht hatten, um das Rollen im Schwell zu vermeiden? Alles was wir aus dem Wasser ziehen ist eine durchgescheuerte Ankerleine! Aber keine Spur von unserem Anker! Na toll! Bleibt einem hier gar nichts erspart? Na dann eben, gerade verstaute Tauchutensilien wieder hervorkruschteln, und brrrrr....ein beherzter Sprung ins kühle Nass. Besondere Lust auf Tauchen scheint der Skipper heute nicht gerade zu verspüren, doch schon nach ¼ Stunde wird er fündig. Opa schnappt sich das Dinghi und paddelt zur besagten Stelle und hau-ruck, gemeinsam wird dann der Anker ins Beiboot gehievt und zurück zum Schiff gerudert.

Die Insel La Graciosa ist ein wunderschönes Fleckchen Erde, noch verschont vom Tourismus gibt es hier kaum Infrastruktur. Keine Autos, keine Teerstraßen, nur ein paar Kneipen, Restaurants und Supermärkte, eine Bäckerei, einen gemütlichen kleinen Hafen, und jede Menge Sandstrände. Wir sind begeistert und fühlen uns gleich wohl. Die Zeit scheint hier ein wenig langsamer zu gehen, und wir ebenso: wir spazieren durch die kleine Ortschaft, gehen mit Lena an den Strand zum Sandspielen und abends in die einheimischen Restaurants zum Fischessen, und genießen die Ruhe hier auf der Insel. Doch leider bleibt auch hier die Zeit nicht wirklich stehen und wir müssen weiter, entlang der Ostküste von Lanzarote zurück in den Süden. Opa will unbedingt ein wenig Seegang haben, damit er spürt, dass er auf einem Boot ist, und den hat er dann auch bekommen. Beim 5 er Wind aus dem Hafen von La Sociedad raus und erst mal 2 sm gegenanmotoren, bevor wir die Segel setzen konnten. Seine Begeisterung legt sich von Minute zu Minute, bei der Frage ob er auch ein 11 Uhr Bier wolle wurde er plötzlich blass im Gesicht und als wir ihm schließlich ein Leberwurstbrot anboten, wechselte seine Gesichtsfarbe von weiß zu grün und er lehnte über der Rehling und gab das leckere Frühstücksmüsli von sich.... ob er sich jemals wieder Seegang wünscht? Nachdem wir jeweils einen Tagesstop in Arecife, der Inselhauptstadt Lanzarotes und in Coralejo, das im Norden der Insel Fuertuventura liegt, eingelegt hatten, kehrten wir schließlich in die Marina Rubicon zurück. Das Segeln von La Graciosa Richtung Süden war sehr angenehm, Wind von hinten, wenig Welle, eine funktionierende Windsteueranlage und bis zu 10 Knoten Fahrt, Seglerherz was willst du mehr?

Jetzt wird es langsam Zeit, uns Lanzarote mal vom Landesinneren her anzusehen. Außer den Supermärkten und Einkaufszentren von Arecife haben wir bisher noch nicht viel von der Insel kennengelernt. Wir mieten uns ein Auto und machen uns auf den Weg: entlang der Westküste mit schönen Blicken auf die Salinen von Janubio (stillgelegte Salzgewinnungsanlage), und die bekannte Meeresbucht bei el Golfo mit dem schwarzen Sandstrand und dem smaragdgrünen See, dem Lago Verde. Danach geht es in den Nationalpark Timanfaya, den sogenannten Feuerbergen. In den Jahren 1730 – 36 haben eine ganze Reihe von Vulkanausbrüchen ein Viertel der Insel mit Lava, Asche, und Lapilli zugeschüttet, viele Dörfer für immer unter den Lavafeldern begraben, und dieses bizarre, von Erosion zerfressene Landschaftsbild geschaffen. Während dieser Zeit entstanden bis zu 100 neue Vulkankegel, die zwar heute nicht mehr aktiv sind, jedoch brodelt die Erde unter dem Nationalpark, denn in 2000 bis 4000 m Tiefe befinden sich Reste einer Magmakammer, und die Temperatur steigt schon knapp unter der Erdoberfläche auf 100 – 400 °C an. Das von dem Inselarchitekten Cesar Manrique erbaute Restaurant im Nationalpark nutzt die Geowärme: auf einem brunnenartigen Gemäuer wird das Fleisch bei Temperaturen von über 300° C von der Erde gegrillt! Mit dem Bus kann man dann die faszinierende Landschaft von Lavafelder, erloschenen Vulkankegel, und Geröll bewundern. Danach führt uns unsere Rundreise ins Weinanbaugebiet La Geria, wo die Weinstöcke trichterförmig im Lavasand gedeihen und jeweils von kleinen, halbrunden Steinmäuerchen umgeben so vor Wind und Austrocknen geschützt sind. Wir klappern eine Bodega nach der anderen ab, auf der Suche nach dem lanzarotischen Weißwein „Yaiza“ in der schönen blauen Flasche, aber vergeblich! Alle Bemühungen umsonst, er war nirgends aufzutreiben, weder in Supermärkten, noch in diversen Weinkellern. Auch alles Herumgefrage nutzt nichts, jeder kennt ihn, doch keiner konnte uns verraten, wo man diesen leckeren Wein (außer in ein paar ausgewählten Restaurants) bekommen kann. Wir geben auf, Opa begnügt sich schließlich damit 2 Flaschen teuer in einem Restaurant in der Marina zu erstehen. Leider erfahren wir erst später, dass es “Yaiza“ am Flughafen in allen Farben (rot, rosé, weiß) und zu gemäßigteren Preisen gibt! Na toll, das Herumgerenne hätten wir uns echt sparen können!!!

Wir machen noch einen kurzen Abstecher in den Inselnorden, und besichtigen dort die Jameos del Agua, eine Lavagrotte, die Teil eines unterirdischen Höhlensystems ist. Auf dem Weg zurück dann noch ein leckeres Abendessen in einem netten kleinen Lokal am Strand von Playa Quemada. Lena ist fix und fertig nach dem langen Landausflug, und wir ebenso! Es ist der letzte Tag heute zusammen mit Opa. Morgen fliegt er zurück ins kalte Deutschland und wir hoffen er besucht uns bald wieder mal auf unserer „Mimpi Manis“.

Doch es ist Zeit Abschied zu nehmen. Nicht nur, dass Opa uns verlässt, nein, auch unseren neugewonnenen Freunde fahren einer nach dem anderen auf die nächste Kanareninsel, um dort nach Weihnachten den Atlantik zu überqueren: allen voran Volker und Michaela von der „La Gitana“, mit denen wir seit ca 3 ½ Monaten zusammen sind. Zum Abschied laden uns die beiden auf ihr Boot zum Abendessen ein. Es ist ein wirklich schöner Abend! Danke euch beiden! Schade, dass sich unsere Wege nun erst mal trennen, aber wir vereinbaren schon heute ein Wiedersehen für den 15.2.06 auf Antigua. Auch Matthias und Doreen mit ihrer „Vela Bianca“ und Martin, Ines und Anna mit ihrer „Amigo“, sowie Alfred, Steffie, Kilian und Isabell mit ihrer „Verena III“ verlassen uns. Wann werden wir sie wohl wiedersehen? Tobago? Panama? Oder vielleicht schon auf den Kap Verden? Keine Ahnung! Wir werden sehen. Jeder schlägt seinen eigenen Weg ein, aber die Seglerwelt ist klein. Wir freuen uns heute schon, ihren Booten irgendwo auf der Welt wieder zu begegnen. Vielleicht auch schon schneller als erwartet?!

Hier in der Marina Rubicon wird es so kurz vor Weihnachten sehr ruhig. Irgendwie traurig, keine bekannten Gesichter mehr, die zum Ratschen auf ein Bierchen schnell mal vorbei kommen. Hat aber andererseits den Vorteil, dass wir endlich wieder einmal ungestört an der „Mimpi Manis“ rumbasteln können: Wassermacher einbauen (der nun endlich nach langer Reise aus Trinidad und noch längerem Warten im Zoll von Arecife hier in der Marina angekommen ist), Halterung für den neuen Windgenerator befestigen, Kojen, Luken und Niedergang mit Moskitonetzen bestücken, Vorratslisten für die Atlantiküberquerung schreiben, Vorräte einkaufen und verstauen und, und, und .....es gibt viel zu tun!

Ach ja, das mit dem Wassermacher und dem Zoll ist auch so eine Geschichte für sich: als das gute Stück am Flughafen von Arecife angekommen ist, lag es dort erst einmal 1 Woche lang, ohne dass uns überhaupt jemand Bescheid gegeben hat, dass die Kiste schon da ist. Erst nach längerem rummailen bekamen wir eine Telefonnummer und der freundliche Herr erklärte uns dann, dass wir das Ding am Flughafen abholen könnten. Am Flughafen erfuhren wir aber, dass wir erst noch zum Zoll müssten. Der hatte aber schon zu, denn Bürozeiten nur von 9-14Uhr. Also am nächsten Tag nochmals ein Auto gemietet und zum Zoll gefahren, dort teilte man uns mit, dass wir einen Agenten bräuchten. Der uns vom Zoll empfohlene winkte aber ab, es sei ihm zu viel Arbeit und überhaupt habe er keine Lust zu arbeiten, und ging daraufhin in seine „wohlverdiente Mittagspause“. Seine nette Kollegin, die uns gerne weiterhelfen wollte, aber leider nicht konnte, da ihr das Fachwissen dazu fehlte, vermittelte uns immerhin zum Glück an eine andere Agentur weiter, die sich unseres Problems annehmen werde. Also dorthin gefahren und freundlich empfangen bis zu dem Moment wo wir erzählten, dass das gute Stück aus Trinidad herkommt. „Oje“ sagte die Sachbearbeiterin und schlug die Hände über dem Kopf zusammen, „aus Trinidad kommen normalerweise nur Drogen!“ 70kg Drogen, das hätte sich fast gelohnt, aber der Stress ging weiter, denn wir hatten ja keine Rechnung, die war wohl in der Kiste, aber in die Kiste kommt man nur nachdem man eine Rechnung vorgelegt hat. Und ohne Rechnung geht schon mal überhaupt nix! Na, ganz toll! Also in Trinidad angerufen und darum gebeten die Rechnung zu faxen und emailen. Und dann ging alles auf einmal so schnell, am selben Tag noch der Anruf, dass morgen schon die Kiste ausgeliefert wird. Nur dass eben nochmals fast 300€ Gebühren fällig werden, Bearbeitung durch den Zoll, Lagerung am Flughafen, die Agentur, der Transport zu uns in die Marina, ....Ärgerlich, aber nix zu machen, Hauptsache wir haben unsere Kiste endlich in Händen! Doch beim Öffnen stellen wir fest, dass die Chemikalien zur Reinigung des Wassermachers fehlen. Super! Diese wurden anscheinend vom Spediteur oder vom Zoll als „gefährliches Gut“ entfernt. Wir nehmen erneut Kontakt mit der Herstellerfirma in Trinidad auf, die uns verspricht, die Chemikalien persönlich Anfang Januar bei uns in der Marina Rubicon vorbeizubringen, da ihr Geschäftsführer sowieso gerade geschäftlich auf dem Weg nach Lanzarote ist. Das ist ein Service! Da haben wir ja noch mal Glück gehabt.

So sieht jedenfalls unser „Vorweihnachtsstress“ aus! Anstelle von Weihnachtsgeschenken kaufen und Plätzchen backen, alles für die bevorstehende Atlantiküberquerung vorbereiten. Lena fordert natürlich auch ihren Tribut, sie will Laufen üben und mit uns am Strand spielen. Dafür hilft sie uns auch bei unseren Arbeiten auf dem Boot: mit Mama zusammen putzen, gerade gepackte Vorratskisten wieder auspacken und am allerliebsten in Papas Werkzeugkoffer rumkruschteln. Was es da so alles zu entdecken gibt!!!

An Weihnachten kündigt sich der nächste Besuch an: Stephans Eltern und Schwester mit Familie rücken zu 7 an, mit jeder Menge (Über-)Gepäck, woran wir nicht ganz unschuldig sind, werden sie doch (wie alle unsere Besucher) als Lieferservice missbraucht :-) 140kg Freigepäck müssen einfach irgendwie sinnvoll genutzt werden. Auf alle Fälle freuen wir uns schon auf schöne und lebhafte Weihnachtsfeiertage im Kreise unserer Familie!

Sobald die Familie an Weihnachten begrüßt ist geht es auch schon los, die ganzen Mitbringsel müssen verstaut werden, wohin nur mit den Leberwurstdosen oder den Marmeladegläsern (von Oma selber eingekocht)? Aber auch die ganzen technischen Gerätschaften müssen verstaut oder eingebaut werden. Wieso haben die Götter vor der Teichüberquerung nur soviel Arbeit gesetzt? Opa hilft kräftig mit beim Einbau des Wassermachers und des Windgenerators und siehe da, wo noch vor kurzem das Chaos gewütet hat und der weibliche Teil der Besatzung schon dachte: „das kann ja nichts werden“, löst sich alles in Wohlgefallen auf und die To-Do-Liste schrumpft rapide zusammen, sogar die Moskitonetze haben wir fertig gestellt, jede Koje, jede Lüftungsöffnung, jede Luke, der Niedergang und auch der umbaubare Salon haben dichte Moskitonetze bekommen die einfach zu montieren (Klettverschlüsse) sind. Der Tauchkompressor funktioniert, der Windgenerator produziert Strom, der Wassermacher macht Wasser, im Salon wird eine Obstnetz aufgehängt, die Lebensmittel sind eingekauft und verstaut, Ölwechsel am Motor und Getriebe sind gemacht, Unmengen von Wäsche sind gewaschen und die Heizung darf Überstunden einlegen weil es uns in der Nacht zu kalt wird und wir einfach Warmduscher sind. Jetzt fehlt nur noch einmal das Rigg besteigen um alle Sicherungssplinte und Verschraubungen zu überprüfen und das Unterwasserschiff wollen wir uns nochmal anschauen, haben wir doch wieder ein paar Algen gesehen die wir noch loswerden wollen.

Lena läuft seit ein paar Tagen alleine. Sie ist ganz stolz drauf und probiert es unermüdlich, auch wenn sie nach ein paar Metern immer wieder auf die Nase fällt. Alles noch ein bisserl wackelig, aber jeden Tag wirds besser und sicherer. Sie dreht ihre Kreise, patsch, patsch, patsch......beide Hände nach aussen gestreckt zum balanzieren.....10 Schritte und dann rumps, sitzt sie auf ihrem Po. Aber gleich gehts wieder weiter. Sie übt fleissig, es macht ihr riesigen Spaß selbst den Weg zu bestimmen, wo sie hinläuft. Und am liebsten in irgendwelche Geschäfte hinein oder mit der Nase gegen das Schaufenster.....ist halt ein weibliches Wesen. Mit dem Reden dauerts aber noch ein wenig. Ausser Mama und Papa sagt sie kaum ein Wort deutlich, aber sie versteht verdammt viel. Je mehr Leute um sie rum sind, desto besser ist sie gelaunt. Und am liebsten natürlich Kinder. Sie ist immer ganz traurig, wenn wir uns von irgendjemandem verabschieden. Inzwischen verteilt sie auch grosszügig Bussis, und eines ihrer Lieblingstiere ist Resi, eine Kuh (KEIN PINGUIN!!!!!). Ihr Lieblingsplatz ist das Waschbecken im Bad, wo sie genüsslich alle Zahnbürsten durchprobiert. Es wird einem hier echt nie langweilig mit ihr, und wir freuen uns über jeden Entwicklungsschritt, den sie macht.

Kurz vor Jahresende bekommen wir nochmals hohen Besuch, die Familie Reinke ist im Anmarsch 4 Mann/Frau hoch und so erzählen wir etwas von uns und unseren Plänen und warum wir eine „Reinke“ selber gebaut haben, über die kleinen Schwächen und großen Vorteile der Konstruktion und was wir beim nächsten mal anders machen würden!

Das Jahr nähert sich dem Ende und wir stellen fest, dass alle unsere Bekannten bereits Lanzarote verlassen haben und sich entweder auf anderen Kanareninseln herumtreiben oder schon losgefahren sind um über den großen Teich in die Karibik oder Brasilien zu steuern. Also ist hier nichts mit großer Silvesterfeier unter Seglern, wir feiern dafür gemütlich zu 3. auf dem Boot, spielen gemeinsam Backgammon und treffen uns um Mitternacht mit unseren wenigen verbliebenen Nachbarn auf dem Steg, um auf ein neues Jahr anzustoßen. Was uns dieses Jahr bringen wird? Wir wissen es nicht, wohl wissen wir aber was wir uns wünschen. Auf jeden Fall wird die Überquerung des Atlantiks in Angriff genommen und bis Juni wollen wir in den Antillen bleiben bis uns die Hurricansaison zwingt ein ruhigeres Gewässer weiter südlich anzusteuern. Da wir das Antifouling erneuern müssen und auch sonst wahrscheinlich ein paar Reparaturen machen müssen, werden wir wohl Trinidad aufsuchen. Und dann? Wir wissen es wirklich nicht!


Wenn alles nach Plan läuft, werden wir am 10. Januar Lanzarote zusammen mit unserem Mitsegler Flo verlassen. Er begleitet und unterstützt uns auf dem Weg über den Atlantik mit voraussichtlichen Stopps auf La Gomera und den Kapverdischen Inseln. Anfang Februar wollen wir dann auf Antigua eintreffen.